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Der staatliche Joker: Wie du mit KfW-Krediten deine Bankfinanzierung rettest (und Zinsen sparst)

Erinnert ihr euch an meinen letzten Artikel über die BWA und warum Bankberater manchmal Schnappatmung kriegen, wenn sie unsere Zahlen sehen? Ich hoffe, ihr habt eure Hausaufgaben gemacht. Aber manchmal reicht selbst die schönste BWA nicht aus. Manchmal ist die Branche der Bank zu „heiß“ (Gastronomie oder Bau, anyone?) oder die Sicherheiten fehlen einfach. Das klassische Problem: Du brauchst Geld, um Geld zu verdienen, aber kriegst kein Geld, weil du noch kein Geld hast. Ein Teufelskreis.
Aber es gibt einen Ausweg, den viele scheuen wie der Teufel das Weihwasser, weil er nach „Bürokratie“ riecht: KfW-Förderkredite.
Ich sage euch heute mal ganz direkt: Wer sich nicht damit beschäftigt, lässt bares Geld liegen. Und schlimmer noch: Er riskiert, eine Finanzierung nicht zu bekommen, die eigentlich möglich wäre.

Was zur Hölle ist eigentlich die KfW?

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist keine normale Bank, wo du ein Konto eröffnest. Es ist die Förderbank des Bundes. Ihr Job ist es nicht, maximalen Profit zu machen, sondern die Wirtschaft am Laufen zu halten. Und wer ist der Motor der Wirtschaft? Richtig, wir Mittelständler und Selbstständige.
Der Staat hat ein Interesse daran, dass dein Laden läuft. Deswegen gibt er Geld zu Konditionen raus, bei denen normale Banken oft nicht mithalten können.

Das Missverständnis mit dem „Geschenkten Geld“

Räumen wir mal mit einem Mythos auf: Ein Förderkredit ist (meistens) kein geschenktes Geld, das du nicht zurückzahlen musst. Es ist ein Darlehen. Du musst es tilgen.

ABER:

  1. Die Zinsen sind oft viel niedriger.
  2. Es gibt oft tilgungsfreie Anlaufjahre. Das heißt, im ersten oder zweiten Jahr zahlst du nur Zinsen, keine Tilgung. Das gibt dir Luft zum Atmen, bis deine Investition Früchte trägt.
  3. Das Zauberwort: Haftungsfreistellung.

Merk dir dieses Wort. Tätowier es dir notfalls auf den Unterarm, bevor du zur Bank gehst.

Warum deine Hausbank KfW-Kredite (heimlich) liebt und hasst

Hier kommt der Haken, an dem die meisten scheitern: Das Hausbankprinzip.
Du kannst nicht einfach bei der KfW in Frankfurt klingeln und sagen: „Hallo, ich bin Alex, ich hätte gerne 50.000 Euro.“
Die KfW hat keine Filialen. Du musst den Antrag über deine Hausbank (Sparkasse, Volksbank, Commerzbank, etc.) stellen.
Und jetzt kommt das Problem: Für den Bankberater ist ein KfW-Antrag oft mehr Papierkram bei weniger Gewinnmarge. Deswegen versuchen manche Berater, dir lieber ihren eigenen „Hauskredit“ zu verkaufen. Der ist zwar teurer für dich (höhere Zinsen), aber einfacher für ihn.
Aber jetzt kommt dein Ass im Ärmel:
Wenn deine Bonität wackelig ist oder du kaum Sicherheiten hast (Maschinen, Immobilien), dann winkt die Bank normalerweise ab. Zu viel Risiko.

Bei vielen KfW-Programmen (wie dem KfW-Unternehmerkredit oder dem ERP-Gründerkredit StartGeld) übernimmt die KfW aber einen Teil des Risikos! Das ist die Haftungsfreistellung.
Die KfW sagt zur Bank: „Gib dem Alex das Geld. Wenn der pleite geht, übernehmen wir 50% oder sogar 80% des Verlustes.“
Plötzlich wird aus einem „Risiko-Kunden“ ein annehmbares Geschäft für die Bank.

Die zwei wichtigsten Programme für uns

Es gibt tausende Programme im Förderdschungel, aber für uns Solo-Selbstständige und kleine Unternehmer sind eigentlich nur zwei wirklich wichtig:

  1. ERP-Gründerkredit – StartGeld (Programmnummer 067):Das ist der Liebling für alle, die noch nicht lange am Markt sind (bis 5 Jahre nach Gründung).
    • Bis zu 125.000 Euro.
    • 80% Haftungsfreistellung für die Bank! Das ist ein extrem starkes Argument im Bankgespräch.
    • Du brauchst oft gar kein oder kaum Eigenkapital.
  2. KfW-Unternehmerkredit (Programmnummer 037/047):Für die „alten Hasen“ (länger als 5 Jahre am Markt). Hier geht es oft um Investitionen oder Betriebsmittel. Auch hier gibt es Risikoübernahmen, die Konditionen hängen aber stärker von deiner Bonität ab.

Praxis-Tipp: So kriegst du das Ding durch

Verlass dich nicht darauf, dass dein Bänker dir das vorschlägt. Du musst vorbereitet sein.
Geh auf die Website der KfW, such dir das passende Programm raus und druck dir das Merkblatt aus. Nimm das mit zum Termin.

Sag ganz offen: „Ich weiß, meine Sicherheiten sind für einen normalen Bankkredit etwas knapp. Deshalb habe ich an den ERP-Gründerkredit mit der 80%igen Haftungsfreistellung gedacht. Das minimiert Ihr Risiko doch erheblich, oder?“

Damit zeigst du zwei Dinge:

  1. Du hast Ahnung.
  2. Du nimmst dem Berater die Sorge vor dem Kreditausfall.

Oftmals ist das der Türöffner. Ich hab schon erlebt, dass Kredite, die erst abgelehnt wurden, mit dem Verweis auf die Haftungsfreistellung plötzlich doch „machbar“ waren. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. 😉

Aber Achtung: Fehler vermeiden!

Ein ganz wichtiger Punkt noch, eigentlich der wichtigste: Niemals, wirklich niemals mit dem Vorhaben beginnen, bevor der Antrag gestellt ist!
Kaufst du die neue Maschine oder unterschreibst den Mietvertrag bevor du bei der Bank warst, ist die Förderung futsch. Das gilt als „vorzeitiger Maßnahmenbeginn“. Da ist die KfW knallhart. Erst Antrag, dann Unterschrift.

Nutze, was dir zusteht

Wir zahlen genug Steuern in Deutschland. Die Förderbanken sind dazu da, uns zu unterstützen. Es ist zwar etwas mehr Papierkrieg am Anfang (Businessplan muss stehen, Formulare ausfüllen), aber bei den aktuellen Zinsen und den Tilgungsfreiejahren lohnt sich der Aufwand fast immer.
Lasst euch nicht abwimmeln, wenn der Bankberater „keine Lust“ auf KfW hat. Fragt hartnäckig nach oder wechselt notfalls die Bank. Es gibt Institute, die sind auf Fördermittel spezialisiert.
Im nächsten Artikel verlassen wir mal die Welt der klassischen Banken komplett. Was macht man eigentlich, wenn Bank UND KfW „Nein“ sagen? Oder wenn es einfach mal schnell gehen muss ohne wochenlange Anträge? Dann schauen wir uns Kredite von Privat an Privat (P2P) und Fintechs an. Da geht nämlich einiges, was viele nicht wissen.