Selbständige brauchen wieder Geld

Wir blicken wieder in unser Unternehmerforum, wo ich die Kreditnachfrage bei den Selbständigen anscheinend wieder deutlich erhöht.

Das sind die aktuellen Themen bei uns im Forum:

Sehr gerne dürfen Sie sich an den Diskussionen mit ihren Erfahrungen beteiligen. Das nächste Update aus unserem Unternehmerforum erfolgt zum Monatsabschluss.

Flaute im Firmenkundengeschäft trifft besonders die Förderbanken

Die jüngsten Entwicklungen im Kreditgeschäft der Förderbanken, insbesondere der KfW und der Landwirtschaftlichen Rentenbank, zeichnen ein düsteres Bild. Während viele Finanzinstitute mit einer schwachen Nachfrage kämpfen, sind die Herausforderungen für diese beiden Förderbanken noch gravierender. Die kürzlich veröffentlichten Zahlen für das erste Halbjahr 2024 zeigen einen deutlichen Einbruch in ihrem Neugeschäft. Die KfW hat im ersten Halbjahr 2024 lediglich Kredite im Volumen von 5,7 Milliarden Euro an den Mittelstand vergeben, was einem Rückgang von 44 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Noch dramatischer ist die Situation bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank, deren Neugeschäft um 53 % auf nur 1,5 Milliarden Euro eingebrochen ist. Dieser Einbruch ist besonders problematisch, da das Kreditbuch der Rentenbank weit weniger diversifiziert ist als das der KfW, was sie anfälliger für solche Schwankungen macht.

Neben der allgemein schwachen Nachfrage gibt es für die KfW und die Rentenbank ein spezifisches Problem, das ihre Situation weiter verschärft: Aus beihilferechtlichen Gründen dürfen diese Förderinstitute ihre Programmkredite nicht unter dem EU-Referenzzinssatz anbieten, der zuletzt bei 5 % oder höher lag. Dieser hohe Zinssatz macht ihre Kredite weniger attraktiv für potenzielle Kreditnehmer, die möglicherweise günstigere Konditionen bei kommerziellen Banken finden können.

Die aktuellen Bedingungen stellen die Förderbanken vor erhebliche Herausforderungen. Für die KfW bedeutet dies, dass sie ihre Refinanzierungsziele für das Jahr erheblich nach unten korrigieren musste – von den ursprünglich geplanten 90-95 Milliarden Euro auf nur noch 80 Milliarden Euro. Diese Anpassung verdeutlicht, wie stark die Kreditvergabe ins Stocken geraten ist. Die Landwirtschaftliche Rentenbank ist aufgrund ihrer geringeren Diversifizierung und Fokussierung auf den Agrarsektor noch stärker betroffen. Ihre eingeschränkte Fähigkeit, wettbewerbsfähige Zinssätze anzubieten, könnte langfristig dazu führen, dass ihre Rolle als Förderbank weiter geschwächt wird, es sei denn, es werden politische oder regulatorische Änderungen vorgenommen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Förderbanken vor einer schwierigen Phase stehen, die nicht nur durch die allgemeine wirtschaftliche Lage, sondern auch durch spezifische regulatorische Einschränkungen erschwert wird. Es bleibt abzuwarten, wie die Institute auf diese Herausforderungen reagieren und ob es mögliche Reformen geben wird, um ihre Position auf dem Markt zu stärken.

Das Kreditgeschäft der Sparkassen: Eine nüchterne Betrachtung

Trotz jüngster positiver Schlagzeilen über das Kreditgeschäft der Sparkassen ist das Bild differenzierter, als es auf den ersten Blick erscheint. Während Berichte von einer Erholung und einer positiven Entwicklung sprechen, offenbart ein genauerer Blick auf die Zahlen, dass die Erholung langsamer voranschreitet als erwartet.

Im ersten Halbjahr 2024 vergaben die Sparkassen Kredite im Wert von 65,7 Milliarden Euro, was einem leichten Anstieg von etwa 2 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Obwohl dies als Zeichen einer Stabilisierung interpretiert wird, ist es wichtig zu beachten, dass diese Zahlen von einem historisch niedrigen Niveau im Vorjahr ausgehen.

Privatkunden und Baufinanzierung

Besonders bei der Baufinanzierung gab es im ersten Halbjahr 2024 eine Zunahme der Neuzusagen um 19,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dieser Anstieg ist teilweise auf leicht gesunkene Zinsen und gestiegene Löhne zurückzuführen, die Investitionen in Immobilien attraktiver machen. Trotzdem liegen die aktuellen Zahlen immer noch deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2021 und 2022.

Was machen die Firmenkundenkredite?

Das Geschäft mit Firmenkrediten bleibt verhalten. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 37 Milliarden Euro an neue Unternehmenskredite vergeben, was einem Rückgang von 5,4 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Während es Anzeichen einer leichten Belebung im Juni gab, bleibt die Gesamtnachfrage in diesem Segment schwach.

Die Vergabe von Konsumentenkrediten stieg nur geringfügig um 1 % im Vergleich zum Vorjahr, während die gewerbliche Immobilienfinanzierung einen leichten Anstieg von 5 % im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete, jedoch ebenfalls weit unter den Werten der Vorjahre lag.

Obwohl es positive Anzeichen für eine Erholung im Kreditgeschäft der Sparkassen gibt, bleibt die Dynamik insgesamt schwach. Der Rückgang im Vergleich zu den Jahren vor 2023 zeigt, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wie steigende Baukosten und wirtschaftliche Unsicherheiten, weiterhin Herausforderungen darstellen. Die Sparkassen müssen ihre Strategien anpassen und möglicherweise neue Wege finden, um die Kreditvergabe zu stimulieren und an frühere Erfolge anzuknüpfen.

Bezahlverhalten der Deutschen verändert sich in dramatischem Tempo

Das Zahlungsverhalten der Deutschen hat sich in den letzten Jahren rasant gewandelt, und die Ergebnisse der neuesten Bundesbank-Studie „Zahlungsverhalten in Deutschland 2023“ unterstreichen diesen Trend deutlich. Während der Übergang vom Bargeld zu bargeldlosen Zahlungsverfahren bereits seit Jahren zu beobachten ist, zeigen die aktuellen Daten eine weitere Beschleunigung dieses Prozesses. Seit über einem Jahrzehnt beobachten wir einen kontinuierlichen Rückgang der Barzahlungen. Laut der Bundesbank-Studie von 2023 nutzen mittlerweile nur noch 30 Prozent der Befragten regelmäßig Bargeld, ein Rückgang von 58 Prozent im Jahr 2021. Dieser Trend hat sich während der Corona-Pandemie weiter verstärkt, da hygienische Bedenken und die Notwendigkeit sozialer Distanzierung kontaktlose Zahlungsmethoden attraktiver machten.

Kontaktloses Bezahlen und mobile Zahlungslösungen im Aufwind

Die Akzeptanz kontaktloser Zahlungen ist in Deutschland deutlich gestiegen. Bereits 32 Prozent der Besitzer von kontaktlosen Debitkarten nutzen diese Funktion regelmäßig. Interessanterweise haben jedoch nur 49 Prozent der Debitkarten eine Kontaktlosfunktion, was darauf hindeutet, dass hier noch Potenzial für weiteres Wachstum besteht. Mobile Zahlungslösungen gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Die Nutzung von Smartphone-Bezahllösungen wie Apple Pay und Google Pay ist zwar noch nicht weit verbreitet, zeigt aber einen Aufwärtstrend. Besonders bemerkenswert ist, dass Lösungen der deutschen Banken, wie die mobilen Bezahlsysteme der Sparkassen und Volksbanken, häufiger genutzt werden als die der internationalen Tech-Giganten.

Girokonto als Rückgrat des Zahlungsverkehrs

Das Girokonto bleibt weiterhin die Basis des Zahlungsverkehrs in Deutschland. 98 Prozent der Deutschen besitzen ein Girokonto, und für viele ist es das zentrale Element ihrer Finanzverwaltung. Dennoch zeigt sich ein Wandel bei den jüngeren Generationen: 30 Prozent der 25- bis 34-Jährigen können sich vorstellen, ihr Konto bei einem Internetkonzern statt bei einer traditionellen Bank zu führen.

Veränderungen im Online-Zahlungsverhalten

Im Online-Handel dominieren weiterhin traditionelle Zahlungsmethoden wie die Banküberweisung und PayPal. Während moderne Bezahlsysteme wie Apple Pay und Google Pay langsam an Akzeptanz gewinnen, sind sie im Vergleich zu etablierten Methoden noch immer unterrepräsentiert.

Die Entwicklungen im Zahlungsverhalten der Deutschen sind bemerkenswert und weisen auf eine Zukunft hin, in der bargeldlose und mobile Zahlungen dominieren werden. Die Bundesbank-Studie 2023 zeigt klar, dass der Übergang zu kontaktlosen und mobilen Zahlungsverfahren unaufhaltsam voranschreitet. Unternehmen und Konsumenten müssen sich gleichermaßen auf diese Veränderungen einstellen und ihre Zahlungsgewohnheiten anpassen, um in einer zunehmend digitalen Wirtschaft Schritt zu halten.

Aareal Bank: Vorstandsgehälter steigen um bis zu 80%

Die Aareal Bank steht vor signifikanten Veränderungen in der Vorstandsvergütung nach der Übernahme durch die Private-Equity-Firmen Centerbridge und Advent. Die geplanten Anpassungen, die bei der anstehenden Hauptversammlung am 3. Mai zur Abstimmung stehen, umfassen eine Erhöhung des Fixgehalts um 20% und eine Ausweitung des Verhältnisses von variabler zu fester Vergütung von derzeit 1:1 auf bis zu 2:1. Diese Neuerungen sollen rückwirkend zum 1. Januar 2024 gelten und könnten den Vorstandsmitgliedern einen Gehaltszuwachs von bis zu 80% bescheren.

Der Aufsichtsrat der Aareal Bank hat den vorgeschlagenen Änderungen bereits zugestimmt und begründet diese mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit des Instituts zu sichern. Bei einer überwältigenden Mehrheit der Anteile in Händen der neuen Private-Equity-Eigentümer ist die Zustimmung zu den Vergütungsanpassungen bei der Hauptversammlung nahezu sicher. Die geplanten Änderungen reflektieren ein in der Private-Equity-Branche übliches Vorgehen, das Management durch überdurchschnittliche Anreize zu motivieren.

Moonfare: Auf dem Weg zum Unicorn-Status?

Das Berliner Private-Equity-Fintech Moonfare zeigt im jüngsten Geschäftsbericht ein Umsatzwachstum von 60% im Jahr 2022, allerdings mit gedämpften Erwartungen für das Jahr 2023. Trotz des beeindruckenden Wachstums steht Moonfare vor der Herausforderung, seinen Jahresfehlbetrag zu verringern, um die hohen Erwartungen an einen Unicorn-Status zu erfüllen.

Bafin hält an Eigenkapitalvorgaben für Baufinanzierungen fest

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin lehnt Forderungen aus der Kreditwirtschaft ab, den sektoralen Risikopuffer für Wohnbaukredite zu senken. Banken und Sparkassen müssen somit weiterhin zusätzliche 2% Eigenkapital für risikogewichtete Baufinanzierungen vorhalten, eine Entscheidung, die die Kreditvergabepraxis der Institute beeinflussen dürfte.

Tarifverhandlungen im öffentlichen Bankensektor

Vor den anstehenden Tarifrunden im öffentlichen Bankensektor fordert die Gewerkschaft Verdi ein Lohnplus von 12,5%. Diese Forderung setzt bereits im Vorfeld der Verhandlungen, die Landesbanken, Förderbanken, die Deka und einzelne Groß-Sparkassen betreffen, ein deutliches Zeichen.

Zinswende: Unterschiedliche Auswirkungen auf Sparkassen

Die Nassauische Sparkasse (Naspa) verzeichnet eine weniger starke Ertragssteigerung durch die Zinswende als andere große Sparkassen. Trotz eines Anstiegs des Zinsüberschusses um 14% erreichte das Ergebnis vor Bewertung einen Wert, der im Vergleich zu anderen Instituten moderat ausfällt.

LBBW verstärkt Fokus auf alternative Assets

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) richtet innerhalb ihrer Asset-Management-Sparte einen neuen Bereich für alternative Anlageklassen ein und hat hierfür ein Expertenteam von Hauck Aufhäuser Lampe abgeworben. Dieser Schritt unterstreicht die zunehmende Bedeutung alternativer Assets im Portfoliomanagement.