Autokredit für Selbstständige: Warum die Bank „Nein“ sagt und wie es trotzdem klappt (Meine Tipps)
Heute muss ich mal Dampf ablassen. Oder besser gesagt: Ich will euch davor bewahren, vor Wut in die Tischkante zu beißen.
Wenn du angestellt bist, ist das Leben einfach. Du gehst zur Bank, legst drei Gehaltszettel auf den Tisch, der Bankberater lächelt, drückt auf einen Knopf und zack – der Kredit für den neuen Wagen ist da.
Aber wehe, du bist Selbstständig, Freiberufler oder Unternehmer.
Dann wirst du behandelt, als hättest du Lepra.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Als ich damals meinen ersten Wagen finanzieren wollte (da war ich schon zwei Jahre selbstständig und habe echt gut verdient, mehr als viele meiner angestellten Kumpels), sagte die Bank eiskalt: „Zu unsicher.“
Es ist zum Haare raufen. Aber es ist nicht unmöglich! Ich habe über die Jahre gelernt, wie man die Banken knackt und welche Unterlagen man wirklich braucht. In diesem Artikel zeige ich euch, wie ihr als Selbstständige an den Autokredit kommt – ohne eure Seele verkaufen zu müssen.
Warum hassen Banken uns Selbstständige eigentlich?
Man muss verstehen, wie eine Bank denkt. Banken sind Angsthasen. Sie lieben Sicherheit und Planbarkeit.
Bei einem Angestellten wissen sie: Am 28. kommt Geld. Jeden Monat.
Bei uns Selbstständigen? Da kann der Umsatz im Januar super sein und im Februar haben wir ein Sommerloch (oder Winterloch, wie auch immer). Die Bank sieht nicht deine Chancen, sie sieht nur das Risiko, dass du nächsten Monat pleite bist. Deshalb fallen wir durch das Standard-Raster der Algorithmen. Wenn du das weißt, kannst du dich aber darauf vorbereiten.
Schritt 1: Der Papierkrieg (Bereite dich vor wie auf eine Schlacht)
Geh niemals – ich wiederhole: NIEMALS – einfach so „auf gut Glück“ in einen Online-Antrag oder zur Filiale. Wenn du einmal abgelehnt bist, steht das intern im System und der zweite Versuch wird schwerer.
Du brauchst deine Munition. Und die heißt „Bonitätsnachweis“.
Während der Angestellte nur den Gehaltszettel braucht, musst du die „Hosen runterlassen“.
Das hier musst du griffbereit haben, bevor du den Vergleichsrechner startest:
- Die letzten 2 Steuerbescheide: Das ist das Heiligtum der Bank. BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung) ist nett, aber Banken trauen nur dem Finanzamt. Der Steuerbescheid ist amtlich. Wenn du erst seit 6 Monaten selbstständig bist: Vergiss es bei den großen Banken. Die meisten wollen sehen, dass du mindestens 2, besser 3 Jahre am Markt bist.
- Die aktuelle BWA: Die sollte aktuell sein (vom letzten Monat). Und bitte: Schau, dass da auch ein Gewinn steht. Wenn du deinen Gewinn künstlich kleinrechnest, um Steuern zu sparen, beißt dir das hier in den Hintern. Wenig Gewinn = wenig Kreditwürdigkeit.
- Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR): Falls du kein Bilanzierer bist.
Welche Anbieter sind „Freiberufler-freundlich“?
Ich habe viel recherchiert und rumtelefoniert. Nicht jede Bank hat Lust auf den Mehraufwand, deine BWA zu prüfen. Viele Direktbanken lehnen Selbstständige pauschal ab, weil deren Computer das nicht berechnen können.
Hier sind meine Erfahrungen zu Anbietern, die oft (nicht immer!) offener sind:
1. Die ING (Mein Favorit, mal wieder)
Ja, ich erwähne sie oft, aber die ING hat einen speziellen Prozess für Freiberufler. Die verlangen oft „nur“ die letzten zwei Steuerbescheide. Wenn die Zahlen da stimmen, geht das fast so schnell wie bei Angestellten. Wichtig: Die Einkünfte müssen aus freiberuflicher Tätigkeit sein (nicht Gewerbe), das macht manchmal einen Unterschied.
2. Barclays
Die sind oft etwas kulanter und schauen sich das Gesamtbild an. Zinsen sind manchmal etwas höher, aber dafür ist die Annahmequote besser.
3. Auxmoney (Der Plan B)
Wenn die klassischen Banken (ING, Postbank, Targobank) alle abwinken, bleibt Auxmoney. Das ist keine klassische Bank, sondern ein Marktplatz für Privatkredite.
Der Vorteil: Hier entscheiden oft Menschen oder andere Kriterien. Auch wenn deine BWA vielleicht durch Investitionen gerade etwas schwach aussieht, hast du hier eine Chance.
Der Nachteil: Die Zinsen sind deutlich höher. Das ist der Preis für das Risiko. Das würde ich nur machen, wenn ich das Auto dringend brauche, um Geld zu verdienen (z.B. als Handwerker).
Der „Geheimtrick“: Der zweite Kreditnehmer
Wenn es alleine einfach nicht klappt, weil deine Selbstständigkeit noch zu frisch ist oder die Zahlen zu sehr schwanken, gibt es einen Joker. Einen verdammt guten Joker.
Nimm einen zweiten Kreditnehmer mit rein.
Hast du einen Ehepartner, Freund oder Elternteil, der fest angestellt ist?
Bimmelt den mit in den Vertrag!
Für die Bank ändert sich das Spiel sofort komplett. Plötzlich haben sie die Sicherheit eines festen Gehalts. Das Risiko sinkt fast auf Null.
Das Ergebnis:
- Die Wahrscheinlichkeit für eine Zusage steigt extrem.
- Der Zinssatz wird oft viel besser (du sparst bares Geld!).
Ich habe das bei meinem zweiten Auto so gemacht. Meine Frau (Beamtin) hat mit unterschrieben. Wir haben einen Zinssatz bekommen, von dem ich als alleiniger Selbstständiger nur hätte träumen können. Aber Vorsicht: Der andere haftet dann natürlich auch voll für den Kredit. Das sollte man nur bei engem Vertrauen machen.
Nicht entmutigen lassen
Kredite für Selbstständige sind ein Hürdenlauf, kein Sprint.
Lasst euch nicht von der ersten Absage runterziehen. Das ist meistens kein „Du bist pleite“, sondern ein „Du passt nicht in unser Standard-Formular“.
Meine Checkliste für euch:
- Sorgt dafür, dass eure Steuerbescheide der letzten 2 Jahre sauber sind.
- Checkt erst mal bei „selbstständigen-freundlichen“ Banken (ING, etc.).
- Wenn möglich: Holt euch einen Angestellten als Mitantragsteller ins Boot.
- Nutzt Vergleichsportale und gebt dort explizit „Selbstständig“ als Berufsgruppe an – die filtern dann die Banken raus, die euch eh nicht wollen. Das spart Zeit und Nerven.
Habt ihr als Selbstständige auch schon mal diese „Computer sagt Nein“-Erfahrung gemacht? Oder habt ihr eine Bank gefunden, die besonders entspannt war? Schreibt mir den Namen der Bank mal in die Kommentare, das hilft der ganzen Community hier!
Bleibt am Ball (und liquid),