Bank sagt Nein? So habe ich meinen Kredit als Selbstständiger im zweiten Anlauf doch noch bekommen – Mein „Masterplan“
Kennt ihr diesen Blick? Ich meine genau diesen einen speziellen Blick vom Bankberater, wenn man auf die Frage „Und was machen Sie beruflich?“ mit „Ich bin selbstständig“ antwortet. Plötzlich friert das Lächeln ein bisschen ein, die Hände falten sich auf dem Schreibtisch zusammen und man weiß eigentlich schon in Sekunde eins: Das wird heute nichts.
Mir ging es vor zwei Jahren haargenau so. Ich brauchte frisches Kapital für neue Hardware und wollte eigentlich nur 15.000 Euro aufnehmen. Für einen Angestellten mit meinem Einkommen wäre das eine Sache von zehn Minuten gewesen. Für mich? Ein Spießrutenlauf.
Aber – und deswegen schreibe ich diesen Blog hier – ich habe es geschafft. Nicht beim ersten Mal, aber beim zweiten Mal. Und ich habe dabei eine Menge gelernt, was Banken eigentlich hören wollen (und was man besser verschweigt). Heute packe ich mal aus und zeige euch meinen ganz persönlichen Schlachtplan, wie ihr eure Chancen drastisch erhöht.
Macht euch nen Kaffee, das wird ausführlich.
Warum Banken uns eigentlich hassen (Spoiler: Tun sie nicht)
Es fühlt sich zwar so an, aber Banken hassen uns nicht. Sie hassen nur Risiko. Und leider sind wir Selbstständige für den Algorithmus der Bank ein wandelndes Risiko. Ein Angestellter hat seinen Arbeitsvertrag. Wenn der nicht klaut, ist er nächsten Monat auch noch da.
Bei uns? Ein Kunde springt ab, eine Pandemie kommt um die Ecke, oder wir werden krank. Das Einkommen schwankt.
Das Problem ist meistens nicht, dass wir kein Geld verdienen. Das Problem ist, dass wir es der Bank nicht „schmackhaft“ genug präsentieren. Ich habe beim ersten Versuch den Fehler gemacht, einfach meine Umsätze auf den Tisch zu knallen. „Guckt mal, läuft doch!“, hab ich gesagt.
Der Berater sah aber nur: Umsatz schwankt im August um 40% nach unten. (Dass ich da im Urlaub war, interessierte den Computer nicht).
Schritt 1: Die heilige BWA und warum sie dein bester Freund sein muss
Kommen wir zum Eingemachten. Wenn du zur Bank gehst – egal ob Volksbank, Sparkasse oder Deutsche Bank – wollen die eine BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung) sehen. Und meistens auch die Jahresabschlüsse der letzten zwei Jahre.
Hier war mein Fehler: Meine BWA war drei Monate alt.
Tipp von mir: Geht niemals, und ich meine wirklich niemals, mit veralteten Zahlen zum Gespräch. Ich habe mich vor dem zweiten Termin mit meinem Steuerberater zusammengesetzt und ihn gebeten, die BWA so aktuell wie möglich zu machen.
Es gibt da einen Trick. Wenn ihr wisst, dass ihr einen Kredit braucht, versucht in den 3-4 Monaten davor, die Ausgaben etwas zu drücken und die Rechnungen pünktlich einzutreiben. Eine „saubere“ BWA wirkt Wunder. Das zeigt der Bank: Alex hat seinen Laden im Griff.
Der „Schufa-Schock“ – und wie man ihn vermeidet
Hand aufs Herz: Wisst ihr, was in eurer Schufa steht? Ich dachte, ich wüsste es. Bis ich den Auszug bestellt habe. Da stand ein alter Handyvertrag drin, der schon längst gekündigt war, aber als „laufend“ markiert war. Das drückt den Score. Zwar nur minimal, aber bei uns Selbstständigen zählt jeder Punkt.
Mein Rat: Bevor ihr auch nur daran denkt, einen Kreditantrag zu stellen, holt euch die kostenlose Datenkopie bei der Schufa. Prüft das. Wenn was falsch ist, lasst es löschen. Das dauert manchmal ein paar Wochen, also plant Zeit ein!
Manchnal sind es die kleinen Dinge, die über Zusage oder Absage entscheiden. Ein Score unter 95%? Wird bei vielen klassischen Filialbanken schon kritisch für uns.
Klassische Bank oder Fintech? Wo ich am Ende gelandet bin
Nachdem mich meine Hausbank (bei der ich seit 15 Jahren bin!) mit einem lächerlichen Zinsvorschlag abgespeist hat, habe ich mich online umgesehen. Und das ist ein Dschungel, sag ich euch.
Ich habe mir Anbieter wie auxmoney, smava und diverse P2P-Plattformen angeschaut.
Der Vorteil bei diesen „Neuen“ ist oft, dass sie nicht nur stur auf den Steuerbescheid gucken. Auxmoney zum Beispiel wirbt ja damit, dass sie das „Ganze“ sehen.
Ich habe mich am Ende für einen Vergleich über einen Kreditvermittler entschieden, der sich auf Selbstständige spezialisiert hat. Warum? Weil jede Kreditanfrage, die abgelehnt wird, euren Score verschlechtern kann (wenn sie falsch als „Kreditanfrage“ und nicht als „Konditionsanfrage“ gemeldet wird). Ein Vermittler fragt erst mal neutral an.
Das war mein Gamechanger.
Meine Checkliste für das Bankgespräch (oder den Online-Upload)
Damit ihr nicht so unvorbereitet reinlauft wie ich beim ersten Mal, hier meine Checkliste. Druckt euch das aus oder schreibt es ab:
- Die letzten 2 Steuerbescheide (Einkommensteuer).
- Aktuelle BWA (nicht älter als 2 Monate!).
- Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) der letzten 2 Jahre.
- Nachweis über private Ausgaben: Klingt komisch, ist aber wichtig. Erstellt eine Tabelle: Miete, Essen, Versicherung. Zeigt der Bank, dass ihr wisst, was ihr zum Leben braucht. Wenn die Bank das schätzen muss, schätzen sie immer zu eurem Nachteil!
- Ein kleiner „Business-Plan“: Auch wenn ihr schon 5 Jahre am Markt seid. Schreibt auf eine DIN A4 Seite, wofür ihr das Geld braucht und wie das Invest das Geschäft ankurbelt. „Ich brauche einen neuen Mac, damit ich schneller rendern kann und 2 Aufträge mehr pro Woche schaffe“. Das ist Musik in deren Ohren.
>> Hartnäckigkeit zahlt sich aus
Lasst euch nicht entmutigen, wenn die erste Bank abwinkt. Das ist mir auch passiert und ich habe mich gefühlt wie ein Versager. Aber das seid ihr nicht. Ihr passt nur nicht in deren Standard-Schablone.
Bereitet euch vor. Poliert eure Unterlagen auf. Prüft die Schufa. Und wenn die Hausbank zickt, geht zu den Spezialisten im Netz. Es gibt da draußen Geld für uns, man muss nur wissen, welche Tür man aufdrücken muss.
In den nächsten Wochen werde ich mir hier im Blog mal einzelne Anbieter vorknöpfen und euch zeigen, wer wirklich „Freiberufler-freundlich“ ist und wer nur so tut.
Wie sind eure Erfahrungen? Habt ihr schon mal eine Absage kassiert und woran lag es? Schreibt mir das mal in die Kommentare, vielleicht können wir das gemeinsam analysieren.