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Bürgschaftsbanken – Sicherheit für Selbstständige ohne Sicherheiten

Viele Selbstständige und Freiberufler kennen das Problem: Die Bank verlangt Sicherheiten – aber es gibt keine Immobilien, Maschinen oder Rücklagen, die als Pfand dienen könnten.
Hier kommen die Bürgschaftsbanken ins Spiel.
Sie sind Spezialinstitute der Wirtschaftsförderung, die Kredite absichern, wenn Unternehmen gute Ideen, aber wenig Sicherheiten haben.


1. Struktur und Auftrag

In jedem Bundesland gibt es eine Bürgschaftsbank, organisiert in der „Verbundgruppe Bürgschaftsbanken Deutschland“ (VDB).
Sie sind keine Geschäftsbanken, sondern Förderinstitute im Auftrag des jeweiligen Landes und des Bundes.

Kernaufgabe:
Bankkredite absichern – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Freiberufler und Gründer.

Träger:
Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, Bankenverbände und Versicherungen.

Finanzierung:

  • Landesbürgschaften
  • Mittel aus dem Europäischen Investitionsfonds (EIF)
  • Bundeszuschüsse

2. Wie eine Bürgschaft funktioniert

Einfach gesagt:
Die Bürgschaftsbank springt als Sicherheit ein, wenn die Hausbank einem Selbstständigen zwar zutraut, den Kredit zurückzuzahlen – aber keine materiellen Sicherheiten vorhanden sind.

Beispiel:
Ein Handwerksbetrieb möchte 150.000 € investieren.
Die Bank ist grundsätzlich bereit, den Kredit zu gewähren, verlangt aber Sicherheiten in Höhe von 100.000 €.
Die Bürgschaftsbank übernimmt diese Absicherung – gegen eine moderate Gebühr.

Das Prinzip:
Du bleibst der Kreditnehmer.
Die Bürgschaftsbank sichert nur das Risiko ab – sie selbst vergibt keine Kredite.


3. Konditionen und Eckdaten

KriteriumWert / Bereich
Bürgschaftshöhebis 1,25 Mio. € (je nach Bundesland)
Bürgschaftsquotebis zu 80 % des Kreditbetrags
Laufzeit5–15 Jahre (abhängig vom Kredit)
Einmalige Bearbeitungsgebührca. 1,0–1,5 % der Bürgschaftssumme
Jährliche Provisionca. 1,0–1,5 % auf den verbürgten Kreditbetrag
Bearbeitungszeit2–4 Wochen

Zinsen für den eigentlichen Kredit hängen von der Hausbank ab – durch die Bürgschaft sinkt jedoch das Risiko und damit häufig auch der Zinssatz.


4. Typische Zielgruppen

Bürgschaftsbanken sind besonders relevant für:

  • Gründer und Start-ups ohne Eigenkapital
  • Freiberufler (z. B. Ärzte, Berater, Ingenieure, Designer)
  • Handwerksbetriebe mit hohem Investitionsbedarf
  • Familienunternehmen bei Nachfolgefinanzierungen
  • Kleine Mittelständler mit Wachstumsvorhaben

Gerade in den ersten Jahren der Selbstständigkeit sind Bürgschaften oft der einzige Weg, eine Bankfinanzierung zu erhalten.


5. Beispiel aus der Praxis

Eine selbstständige Architektin aus Leipzig möchte ein Büro anmieten und neue CAD-Technik anschaffen.
Gesamtkosten: 120.000 €.
Eigenkapital: 10.000 €.
Die Hausbank wäre bereit, den Kredit zu vergeben, verlangt aber Sicherheiten über 80.000 €.

Lösung:
Die Bürgschaftsbank Sachsen übernimmt eine 80 %-Ausfallbürgschaft (= 88.000 €).
Die Architektin zahlt eine einmalige Gebühr von 1.200 € und eine jährliche Provision von 1,1 %.
Die Hausbank genehmigt daraufhin den Kredit.

Ohne Bürgschaftsbank wäre das Vorhaben gescheitert.


6. Vorteile und Nachteile

? Vorteile:

  • Kreditchancen auch ohne Sicherheiten
  • geringere Zinsen durch Risikominimierung
  • starke Unterstützung durch Hausbank
  • kombinierbar mit Förderkrediten (z. B. KfW, L-Bank, SAB)

? Nachteile:

  • zusätzliche Gebühren
  • längerer Antragsprozess
  • aufwendige Unterlagen (Businessplan, BWA, Prognose)

7. Antrag und Ablauf

  1. Hausbankgespräch: Der Antrag erfolgt immer über die Hausbank.
  2. Prüfung durch Bürgschaftsbank: Wirtschaftlichkeit und Konzept werden bewertet.
  3. Bürgschaftszusage: Nach Freigabe kann die Bank den Kredit auszahlen.
  4. Kreditlaufzeit: Du zahlst an die Hausbank, nicht an die Bürgschaftsbank.

In einigen Bundesländern (z. B. NRW, Sachsen, Bayern) gibt es auch „Express-Bürgschaften“ für kleinere Beträge bis 250.000 €, die in wenigen Tagen entschieden werden.


Bürgschaftsbanken sind der unsichtbare Rückhalt des deutschen Mittelstands.
Sie vergeben keine Kredite, machen sie aber überhaupt erst möglich.
Gerade für Selbstständige ohne Sicherheiten sind sie oft der entscheidende Schlüssel zu Investitionen und Wachstum.

Kurz gesagt:
Ohne Bürgschaftsbank kein Kredit – aber mit Bürgschaftsbank oft bessere Konditionen als gedacht.

Mein Tipp:
Wer ein solides Konzept und realistische Zahlen hat, sollte sich aktiv nach einer Bürgschaftslösung erkundigen – am besten schon vor dem Bankgespräch.


? Hast du selbst schon mit einer Bürgschaftsbank gearbeitet?
War der Prozess hilfreich oder zu bürokratisch?
Schreib’s in die Kommentare – ich bin gespannt.

Finanzielle Freiheit als Selbstständiger – wie ich mir meine Unabhängigkeit Schritt für Schritt aufgebaut habe


Ich weiß noch, wie ich am Anfang meiner Selbstständigkeit jeden Cent dreimal umgedreht habe. Jede Rechnung, die nicht pünktlich kam, war ein kleiner Herzstillstand. Ich lebte gefühlt von Auftrag zu Auftrag – und das, obwohl ich eigentlich erfolgreich war. Der Grund: Ich hatte kein System. Kein Puffer. Keine Strategie.
Irgendwann war mir klar: Ich arbeite für mein Business – aber mein Geld arbeitet nicht für mich. Das wollte ich ändern.


Der erste Schritt: Rücklagen wie eine Versicherung

Ich begann, mir konsequent Rücklagen aufzubauen. Erst waren es 100 € im Monat, dann 300 €, später 500 €. Ich habe mir dafür ein separates Geschäftskonto angelegt – ohne Karte, ohne Zugriff im Alltag. Dieses Konto war tabu.
Als ich das erste Mal eine große Rechnung bezahlen musste, ohne dafür sofort einen Kredit zu brauchen, war das ein unglaubliches Gefühl. Kein Zittern, kein Warten. Ich konnte einfach überweisen. Das war der Moment, in dem ich gemerkt habe: Liquidität ist Freiheit.


Der zweite Schritt: Nebenverdienste clever nutzen

Ich habe irgendwann angefangen, mein Know-how in kleine Nebenprojekte zu stecken. Workshops, E-Books, Kooperationen – alles mit dem Ziel, zusätzliches Einkommen zu generieren, das unabhängig von Aufträgen ist.
Das Schöne: Diese Einnahmen haben mir nicht nur ein Sicherheitsgefühl gegeben, sondern auch meine Bonität verbessert. Banken sehen sowas gern – es signalisiert Stabilität.


Der dritte Schritt: Kreditlinien als Backup, nicht als Krücke

Früher habe ich Kreditlinien genutzt, sobald’s eng wurde. Heute nutze ich sie, bevor es eng wird – als strategisches Polster. Ich rühre sie oft monatelang nicht an, aber zu wissen, dass sie da sind, nimmt enorm viel Druck.
Das hat auch psychologisch was verändert: Ich treffe ruhigere Entscheidungen, weil ich weiß, dass ich finanziell atmen kann.


Der vierte Schritt: Gewinne investieren statt konsumieren

Früher habe ich mir nach guten Monaten gern mal etwas gegönnt – ein neues Handy, ein schickes Fahrrad, irgendwas „zur Belohnung“. Heute stecke ich Überschüsse lieber in Dinge, die Rendite bringen: Weiterbildung, Marketing, Technik.
Das klingt trocken, aber es war der Schlüssel: Jeder Euro, den ich sinnvoll investiere, arbeitet für mich.


Finanzielle Freiheit bedeutet für mich heute nicht, reich zu sein. Es bedeutet, nicht abhängig von der nächsten Überweisung zu leben.
Ich kann planen, entscheiden und schlafen, ohne ständig Angst zu haben, dass das Konto kippt.
Und das alles, weil ich aufgehört habe, nur auf Kredite zu reagieren – und stattdessen angefangen habe, sie als Teil meiner Strategie zu sehen.


Warum Banken Selbstständige noch immer als Risiko sehen – und warum das endlich aufhören muss

Manchmal frage ich mich, in welchem Jahrhundert manche Banken eigentlich stecken geblieben sind. Wir leben in einer Zeit, in der Menschen mit einem Laptop und einer Idee ganze Märkte verändern – und trotzdem werden viele Selbstständige noch behandelt, als wären sie ein Unsicherheitsfaktor mit zwei Beinen.
Ich habe es selbst erlebt. Ein Jahr mit starkem Umsatzwachstum, solide Auftragslage, zufriedene Kunden – und trotzdem bekam ich zu hören: „Sie wissen ja, Herr Bosse, Selbstständige sind für uns immer etwas schwierig.“
Schwierig. Dieses Wort hat sich eingebrannt.


Das alte Denken der Banken

In der Bankenwelt zählt vor allem eines: Berechenbarkeit. Feste Gehälter, langfristige Verträge, stabile Zahlen. Alles, was davon abweicht, wird als Risiko betrachtet.
Das Problem dabei: Selbstständigkeit ist das Gegenteil von Berechenbarkeit – aber genau das ist ihre Stärke.
Wir reagieren flexibel, wir schaffen Werte, wir denken neu. Doch im Kreditgespräch zählt das kaum. Da entscheidet noch immer der Steuerbescheid des letzten Jahres, nicht die Dynamik des aktuellen.


Eine Realität, die sich längst verändert hat

Die Welt der Arbeit hat sich verschoben. Freelancer, kleine Agenturen, digitale Nomaden – sie alle tragen heute maßgeblich zur Wirtschaft bei. Viele von ihnen verdienen regelmäßig mehr als klassische Angestellte.
Und trotzdem gelten sie als „Risikogruppe“.
Die Wahrheit ist: Selbstständige sind heute stabiler, digitaler und transparenter als je zuvor. Unsere Umsätze lassen sich live über Kontobewegungen, Rechnungsportale oder Buchhaltungssoftware nachvollziehen.
Doch viele Banken schauen immer noch lieber auf veraltete Bilanzen und Papierformulare.


Warum sich das langsam ändert

Zum Glück bewegt sich was. Immer mehr FinTechs und spezialisierte Onlinebanken haben erkannt, dass Selbstständige keine Risikogruppe, sondern Wachstumsgruppe sind.
Sie bieten Kredite, die sich an Umsatzströmen orientieren, statt an Gehaltsabrechnungen.
Sie prüfen Echtzeitdaten statt verstaubter Aktenordner.
Und sie verstehen, dass ein unregelmäßiges Einkommen nicht gleichbedeutend mit Unsicherheit ist – sondern oft mit Freiheit und Unternehmergeist.


Vielleicht ist es Zeit, dass sich die Denkmuster der Banken an die Realität der neuen Arbeitswelt anpassen. Selbstständigkeit ist kein Risiko – sie ist die Basis einer modernen Wirtschaft.
Wir sind keine Ausnahme, wir sind der Trend.

Und vielleicht, nur vielleicht, kommt irgendwann der Tag, an dem ein Bankberater nicht mehr fragt:
„Haben Sie ein festes Gehalt?“
sondern:
„Wie flexibel ist Ihr Geschäftsmodell?“

EthikBank – Kredite für Selbstständige – Ein Vergleich

Die EthikBank mit Sitz in Eisenberg (Thüringen) gehört zu den wenigen deutschen Finanzinstituten, die vollständig auf ethisch-nachhaltige Prinzipien ausgerichtet sind.
Als Direktbank ohne Filialnetz betreut sie aktuell rund 70.000 Kunden und verwaltet ein Kredit- und Anlagevolumen von über 800 Millionen Euro.
Ihr Ansatz: Nachhaltigkeit, Transparenz und soziale Verantwortung – dokumentiert bis ins Detail auf der eigenen Webseite.
Während viele Banken über ESG-Richtlinien sprechen, macht die EthikBank daraus ein verbindliches Bewertungssystem.


1. Geschäftsmodell und Zielgruppe

Die EthikBank arbeitet nach einem klar definierten Ethik-Kodex.
Das bedeutet:

  • keine Investitionen in Rüstung, Atomenergie oder fossile Brennstoffe
  • keine Geschäfte mit Unternehmen, die Menschenrechte oder Umweltstandards verletzen
  • Unterstützung sozialer und ökologischer Projekte

Ihre Hauptzielgruppe:

  • Freiberufler und Selbstständige mit nachhaltigem Geschäftsmodell
  • kleine Unternehmen aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Kultur oder Umwelt
  • Privatkunden, die Wert auf ethische Geldanlage legen

Damit besetzt sie eine bewusste Nische zwischen klassischer Genossenschaftsbank und moderner Onlinebank.


2. Kreditprodukte im Überblick

ProduktZielgruppe / ZweckKonditionen (Ø effektiv)Besonderheit
EthikBank GeschäftskreditSelbstständige, Freiberufler5,5 – 7,5 %branchenspezifische Bewertung nach Ethik-Score
Betriebsmittelkreditkleine Unternehmen6,0 – 8,0 %flexible Rückzahlung
Investitionskreditnachhaltige Projekte (z. B. Solaranlage, Bio-Produktion)ab 5,0 %KfW-Kombination möglich
Privatkredit für Selbstständigeprivate Zwecke5,5 – 7,0 %100 % digitaler Antrag
ÖkoBaufinanzierungWohn- und Gewerbebautenab 4,2 %Fokus auf Energieeffizienz

Die Bank arbeitet bei größeren Projekten eng mit der KfW, der GLS Bank und regionalen Förderinstituten zusammen.


3. Kreditvergabeprozess

Die EthikBank kombiniert klassische Bonitätsprüfung mit qualitativen Nachhaltigkeitskriterien.
Ein Projekt wird nur finanziert, wenn es sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch ethisch vertretbar ist.

Bewertet werden u. a.:

  • Energieverbrauch und CO?-Bilanz
  • Arbeitsbedingungen
  • gesellschaftlicher Nutzen
  • ökologische Produktion

Zudem legt die Bank alle vergebenen Kredite offen – mit Projektname, Region und Finanzierungszweck.
Diese Transparenz ist im deutschen Bankwesen einzigartig.


4. Digitalisierung und Service

Die EthikBank arbeitet als reine Direktbank.
Alle Produkte sind online verfügbar – von der Kontoeröffnung bis zum Kreditabschluss.
Kommunikation erfolgt über E-Mail, Videoident und Telefonberatung.
Trotz der digitalen Struktur bleibt der Kundenkontakt persönlich:
Berater prüfen jedes Projekt individuell, was die Bearbeitungszeit leicht verlängert, aber die Qualität erhöht.

Bearbeitungsdauer:

  • Privatkredite: Ø 2–3 Werktage
  • Geschäftskredite: Ø 7–14 Tage

5. Marktvergleich (Stand: Herbst 2025)

KriteriumEthikBankGLS BankDKBING
FokusNachhaltige ProjekteSozial-ökologische UnternehmenDigitalbank mit ESG-AnsatzPrivatkundenbank
Zinsniveaumittelmittelniedrigniedrig
Digitalisierunghochmittelsehr hochsehr hoch
Transparenzsehr hochhochgeringgering
Förderintegrationjajateilweisenein

Die EthikBank bewegt sich damit zwischen GLS Bank (ähnliche Werte) und DKB (technologisch stärker).
Ihr Vorteil ist die Klarheit in der Ausrichtung – kein Greenwashing, sondern überprüfbare Nachhaltigkeit.


6. Stärken und Schwächen

Stärken:

  • 100 % transparente Kreditpolitik
  • klare ethische Auswahlkriterien
  • solide Kombination aus Nachhaltigkeit und Rendite
  • persönliche Betreuung trotz Online-Struktur

Schwächen:

  • kein Angebot für konventionelle Branchen (z. B. Bau, Logistik, Automobil)
  • längere Entscheidungswege
  • leicht überdurchschnittliche Zinsen

Die EthikBank ist kein Massenanbieter, sondern eine Wertebank – klein, aber konsequent.
Für Selbstständige mit nachhaltigem Geschäftsmodell bietet sie eine glaubwürdige Alternative zu konventionellen Banken.

Ideal für:
Unternehmen im Bereich Umwelt, Bildung, Kultur oder Soziales.

Weniger geeignet für:
klassische Gewerbetreibende mit neutralem oder umweltbelastendem Geschäftsmodell.


Kredite für Handwerksmeister – solide Arbeit, schwierige Finanzierung – Ein Vergleich

Das deutsche Handwerk gilt als einer der wichtigsten Wirtschaftspfeiler: über 1 Million Betriebe, mehr als 5 Millionen Beschäftigte und ein Jahresumsatz von knapp 700 Milliarden Euro.
Vom Elektriker bis zum Bäcker, vom Installateur bis zum Maler – sie sorgen für Stabilität, Qualität und lokale Wertschöpfung.
Doch während die Auftragsbücher vieler Handwerksbetriebe voll sind, hapert es oft an der Finanzierung – gerade bei Investitionen, Modernisierung oder Betriebserweiterung.


1. Die Finanzstruktur des Handwerks

Handwerksbetriebe sind meist kleine bis mittlere Unternehmen (KMU), häufig familiengeführt.
Typisch:

  • stabile Kundenbeziehungen, aber hohe Vorleistungskosten
  • Investitionsbedarf in Maschinen, Fahrzeuge und Energieeffizienz
  • Abhängigkeit von saisonalen Schwankungen

Zwar gelten Handwerker als verlässliche Kreditnehmer, doch ihr Einkommen variiert mit Materialpreisen und Auftragseingang – ein Problem für Banken, die feste Kalkulationen bevorzugen.


2. Typische Finanzierungsanlässe

AnlassBeschreibungKredithöhe (Ø)
Betriebserweiterungneue Mitarbeiter, zusätzliche Maschinen50.000–250.000 €
ModernisierungWerkstattumbau, Digitalisierung30.000–150.000 €
FahrzeugflotteTransporter, Spezialfahrzeuge20.000–80.000 €
LiquiditätskreditÜberbrückung von Zahlungszielen10.000–50.000 €
Nachfolge / ÜbernahmeGenerationswechsel oder Kauf eines Betriebs100.000–500.000 €

Gerade im Zuge der Energiewende steigen Investitionen – etwa in Photovoltaikanlagen oder energieeffiziente Werkstätten.


3. Welche Banken besonders handwerksnah sind

? Sparkassen & Volksbanken

Nach wie vor die erste Adresse für Handwerksbetriebe.
Dank regionaler Präsenz kennen die Berater lokale Märkte und unterstützen bei KfW- und Landesförderprogrammen (z. B. SAB, L-Bank, NRW.Bank).
Besonderheit: persönliche Ansprechpartner und Kombination von Betriebsmittelkredit + Förderdarlehen.

? Commerzbank & HypoVereinsbank

Etabliert bei mittelständischen Betrieben mit größerem Finanzbedarf.
Bieten strukturierte Investitionsdarlehen, Leasinglösungen und Liquiditätslinien mit Zinskonditionen zwischen 5–7 % effektiv.

? GLS Bank & EthikBank

Interessant für nachhaltige Handwerksbetriebe (z. B. energieeffizientes Bauen, ökologische Materialien).
Beide Banken prüfen Projekte nach ESG-Kriterien und bieten Förderberatung – allerdings mit höheren Ansprüchen an Nachhaltigkeit und Dokumentation.

? Onlineplattformen (z. B. smava, auxmoney, iwoca)

Für kleinere Betriebe mit schnellem Kapitalbedarf eine pragmatische Lösung.
Digitale Anbieter vergeben Kredite meist ohne Filialtermin, prüfen Umsatzdaten statt Bilanzen und entscheiden oft innerhalb von 48 Stunden.


4. Förderprogramme für das Handwerk

Bund und Länder unterstützen das Handwerk mit zahlreichen Förderinstrumenten.
Wichtige Programme:

  • KfW-Unternehmerkredit (037 / 047) – bis 25 Mio. €, Laufzeit bis 20 Jahre
  • ERP-Gründerkredit Universell (075) – ideal für Nachfolger oder Erweiterungen
  • Landesförderbanken (z. B. SAB Sachsen, LfA Bayern, NRW.Bank)
  • BAFA-Zuschüsse für Energieeffizienzmaßnahmen

Viele Handwerkskammern bieten dazu eigene Beratungsstellen, die Kredit- und Fördermittel kombinieren – ein großer Vorteil gegenüber Standardbanken.


5. Zinsvergleich und aktuelle Marktlage (Stand: Herbst 2025)

AnbieterZinsspanne (effektiv)LaufzeitBesonderheit
Sparkasse / Volksbank5,0–7,0 %bis 10 Jahreregionale Beratung
Commerzbank5,3–7,5 %bis 15 Jahrestrukturierte Finanzierung
DKB5,2–6,5 %bis 10 Jahredigital, förderfähig
GLS Bank5,8–7,2 %bis 12 Jahrenachhaltige Projekte
smava / iwoca6,0–9,5 %1–6 Jahreschnelle Online-Zusage

Zinsentscheidend sind Bonität, Sicherheiten und Geschäftskennzahlen (z. B. Eigenkapitalquote, Auftragsbestand, Materialkostenanteil).


Handwerksbetriebe stehen solide da – aber sie brauchen Finanzpartner, die die Sprache der Werkstatt verstehen.
Die besten Ergebnisse erzielen meist Kombinationen:

  • lokale Bank für Grundfinanzierung
  • Förderbank für Zinsvorteile
  • digitale Anbieter für kurzfristige Liquidität

Mein Tipp:
Handwerksmeister sollten ihre Finanzierung so planen wie ein gutes Projekt: Schritt für Schritt, mit klarer Kalkulation – und mehreren Partnern, statt alles auf eine Karte zu setzen.
Kurz gesagt:
Das Handwerk liefert – jetzt müssen die Banken lernen, mitzuliefern. ?