Leasing vs. Kaufen: Warum „Besitzen“ für uns Selbstständige oft der dümmste Weg ist

Veröffentlicht am 22. Dezember 2025

Heute widmen wir uns einem Thema, das am Stammtisch fast so heiß diskutiert wird wie Fußball: Leasing oder Kaufen?
Ich kenne das Gefühl nur zu gut. Du hast ein gutes Jahr gehabt, auf dem Geschäftskonto liegen entspannte 30.000 Euro rum und dein alter Firmenwagen (oder der Server, oder die Spezialmaschine) pfeift aus dem letzten Loch. Der erste Impuls? „Ich kauf das Ding jetzt. Bar. Zack, gehört mir. Keine Raten, keine Schulden.“ Fühlt sich gut an, oder? Das ist dieser alte Glaubenssatz von Oma: Nur Bares ist Wahres.

Aber ich muss euch leider enttäuschen: Für uns Unternehmer ist dieser Satz oft Gift. Wenn du als Selbstständiger alles bar kaufst, schaufelst du dir im schlimmsten Fall dein eigenes Grab – oder zumindest blockierst du dein Wachstum massiv.
Warum Leasing oft die viel cleverere Lösung ist, um deine Kreditwürdigkeit zu erhalten, schauen wir uns jetzt mal an.

Regel Nummer 1: Cash is King (und Queen und alles andere)

Stell dir vor, du kaufst die Maschine für 20.000 Euro bar.
Zack. Das Geld ist weg vom Konto. Es steht jetzt als Maschine in deiner Halle. Zwei Monate später bricht ein wichtiger Kunde weg oder du hast eine Steuernachzahlung. Du brauchst dringend 10.000 Euro. Versuch mal, ein Stück von deiner Maschine an das Finanzamt zu überweisen. Geht nicht. Liquidität ist der Sauerstoff für dein Business.

Wenn du least, zahlst du vielleicht 400 Euro im Monat. Deine 20.000 Euro bleiben aber auf dem Konto (oder du investierst sie in Marketing, das dir neue Kunden bringt).
Gerade wenn wir über das Thema „Kredit für Selbstständige“ reden: Banken lieben Kunden mit Liquiditätspolster. Wenn du zur Bank gehst und sagst „Ich brauch einen Kredit, weil ich mein ganzes Geld in Maschinen gesteckt habe“, finden die das weniger lustig, als wenn du sagst: „Ich habe hier 20k Reserve, will aber trotzdem finanzieren.“

Der Steuer-Hammer: Raten vs. Abschreibung

Jetzt wird es kurz trocken (sorry!), aber das ist bares Geld wert.
Wenn du kaufst, gehört das Ding dir. Du musst es aber über die Nutzungsdauer abschreiben (AfA).
Ein Auto über 6 Jahre. Laptops über 3 Jahre (wobei sich da gesetzlich grad was ändert, aber das Prinzip bleibt).
Das heißt: Du hast 20.000 Euro ausgegeben, darfst aber in diesem Jahr vielleicht nur 3.000 Euro als Ausgabe steuerlich geltend machen. Der Rest ist weg, mindert aber deinen Gewinn auf dem Papier nicht sofort.
Beim Leasing ist das anders:
Die monatliche Leasingrate ist in der Regel (wenn du es richtig machst) sofort und voll als Betriebsausgabe absetzbar. Du drückst deinen Gewinn, zahlst weniger Steuern und behältst dein Geld auf dem Konto.

Disclaimer: Ich bin kein Steuerberater, besprecht die Details bitte mit eurem Profi, aber das Grundprinzip ist ein riesiger Hebel!

„Bilanzneutralität“ – Das Zauberwort für deine Bonität

Das hier wissen die Wenigsten:
Wenn du einen Kredit aufnimmst, um eine Maschine zu kaufen, taucht dieser Kredit in deiner Bilanz als Verbindlichkeit auf. Das verschlechtert deine Eigenkapitalquote.
Schlechte Eigenkapitalquote = schlechteres Rating bei der Bank = schlechtere Zinsen für zukünftige Kredite.
Klassisches Leasing hingegen taucht oft gar nicht in der Bilanz auf (es sind laufende Kosten, wie Miete oder Strom). Das nennt man Bilanzneutralität.

Du schonst also deine Kreditlinie bei der Hausbank. Heb dir den Bankkredit lieber für Dinge auf, die man nicht leasen kann (wie Personalaufbau, Marketing oder Warenlager).

Wann Kaufen trotzdem besser ist

Ich will das Leasing nicht heiligsprechen. Es gibt Situationen, da ist Kaufen besser:

  1. Gebrauchtwaren: Leasing lohnt sich meistens nur bei Neuware. Wenn du den gebrauchten Transporter für 5.000 Euro schießen kannst – kauf ihn.
  2. Sehr lange Nutzung: Wenn du vorhast, den Schreibtisch 15 Jahre lang zu nutzen, ist Leasing überteuert.
  3. Schlechte Bonität: Ja, auch Leasinggesellschaften prüfen die Schufa (siehe mein letzter Artikel!). Wenn du keinen Leasingvertrag kriegst, bleibt oft nur der Barkauf oder der Mietkauf.

Nutze statt Besitze… 🙂

Wir leben in einer „Subscription Economy“. Früher hast du Software gekauft, heute abonnierst du sie (SaaS). Warum? Weil es flexibler ist.Genau so solltest du über deine Hardware, Fahrzeuge und Maschinen denken.Du verdienst dein Geld mit der Nutzung der Maschine, nicht damit, dass sie dir gehört.

Der alte Stolz „Das gehört alles mir“ bringt dir nichts, wenn du im Januar die Gehälter nicht zahlen kannst, weil das Konto leer ist.
Also: Bevor ihr das nächste Mal den „Kaufen“-Button drückt oder beim Autohändler den Scheck zückt – rechnet das Leasing-Angebot durch. Eure Liquidität wird es euch danken.