Wenn die Bank „Nein“ sagt: P2P-Kredite und Fintechs als deine letzte Rettung?

Veröffentlicht am 9. Dezember 2025

Wir haben jetzt viel über BWAs gesprochen und darüber, wie man staatliche Fördergelder abgreift. Das ist der „Königsweg“. Aber sind wir mal ehrlich: Manchmal ist der Königsweg versperrt. Dein Steuerbescheid ist noch nicht da, deine Branche gilt als „Risiko“ (versuch mal als Gastronom oder in der Eventbranche heute einfach so Geld zu kriegen) oder du brauchst die Kohle einfach jetzt und nicht erst in sechs Wochen, wenn der Kreditausschuss der Sparkasse getagt hat.

Und genau da kommen die Alternativen ins Spiel.
Vielleicht hast du schon mal Begriffe wie „Crowdlending“, „P2P“ oder „Fintech“ gehört. Für viele klingt das immer noch etwas unseriös. Nach Kredithaien oder versteckten Kosten.
Ich hab mich für euch da mal durchgewühlt und sage: Es ist eine echte Chance. Aber man muss wissen, worauf man sich einlässt.

Was ist eigentlich ein P2P-Kredit?

P2P steht für „Peer-to-Peer“, also von Privat an Privat.
Früher gingst du zu deinem reichen Onkel Werner, wenn du Geld für die Firma brauchtest. Heute gehst du auf Plattformen im Internet (die bekannteste in Deutschland ist sicher auxmoney, aber es gibt auch andere).
Das Prinzip ist genial einfach: Du stellst dein „Kreditprojekt“ vor. Zum Beispiel: „Ich bin Webdesigner, habe volle Auftragsbücher, brauche aber 10.000 Euro für neue Hardware und Software-Lizenzen.“

Auf der anderen Seite sitzen hunderte, manchmal tausende private Anleger. Der eine gibt 50 Euro, der andere 100 Euro. Zusammen finanzieren sie deinen Kredit. Die Bank ist hier nur noch ein technischer Abwickler im Hintergrund, sie entscheidet aber nicht mehr allein über dein Schicksal.

Warum das für uns Selbstständige so gut funktioniert

Das Problem bei der klassischen Bank ist oft das starre Raster.

  • BWA zu alt? Abgelehnt.
  • Gewinn letztes Jahr zu niedrig wegen Investition? Abgelehnt.
  • Branche schwierig? Abgelehnt.

Die Kreditmarktplätze und modernen Fintechs (digitale Finanzdienstleister) ticken anders. Die schauen weniger auf das, was vor zwei Jahren war, sondern auf das, was jetzt ist.

Viele dieser Anbieter nutzen den sogenannten digitalen Kontoblick. Du erlaubst ihnen (einmalig und verschlüsselt), deine Kontoumsätze zu scannen. Der Algorithmus sieht sofort:

„Aha, da kommen regelmäßig Geldeingänge von Kunden.“

„Die Miete wird pünktlich bezahlt.“

„Es gibt keine Rücklastschriften.“

Das zählt hier oft mehr als der Steuerbescheid von 2021. Das ist realer Cashflow. Und deswegen kriegen hier oft Selbstständige einen Kredit, die bei der Volksbank schon an der Drehtür abgewiesen wurden.

Der Faktor Zeit: Geschwindigkeit ist Geld

Ein weiterer riesiger Vorteil ist die Geschwindigkeit. Ich erinnere mich an einen Fall von einem Bekannten, der dringend Material einkaufen musste, um einen Großauftrag anzunehmen. Die Hausbank wollte erst einen Termin in zwei Wochen machen.
Bei den Online-Anbietern ist der Prozess komplett digital.
Video-Ident machen (geht auch abends auf der Couch), Unterlagen hochladen, Kontocheck.
Oft hast du die Zusage innerhalb von 24 Stunden und das Geld nach 2-3 Tagen auf dem Konto.

Wenn es brennt, ist das Gold wert. Da zahlt man dann auch gerne mal einen etwas höheren Zins, wenn man dafür den lukrativen Auftrag annehmen kann.

Aber jetzt mal Butter bei die Fische: Die Nachteile

Ich wäre nicht Alex, wenn ich euch hier das Blaue vom Himmel versprechen würde. Diese Flexibilität lässt sich die Gegenseite bezahlen.
Ein Kredit für Selbstständige ohne Bank (im klassischen Sinne) ist fast immer teurer.
Während du bei der KfW vielleicht 4% oder 5% Zinsen zahlst, liegst du bei P2P-Krediten oder Fintechs schnell mal bei 8%, 10% oder je nach Bonität auch bei 15%.
Das ist happig.

Man muss das also kühl durchrechnen:

  • Lohnt sich der Kredit trotzdem?
  • Ist die Marge meines Auftrags hoch genug, um diese Zinsen zu schlucken?

Versteht diese Kredite eher als Brückenfinanzierung. Es ist super, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken oder schnell zu investieren. Es ist eher nichts, um damit langfristig eine Immobilie zu finanzieren (dafür sind die Zinsen zu hoch und die Laufzeiten oft zu kurz).

Ein Wort zu „Kredit ohne Schufa“

Seid hier bitte vorsichtig. Es gibt seriöse Anbieter, die auch bei einem mittelmäßigen Schufa-Score noch finanzieren, weil sie eben andere Daten (Kontoblick) stärker gewichten.
Aber wenn jemand mit „Garantiert Kredit ohne Schufa Auskunft“ wirbt und Vorkosten verlangt: Lauf weg!
Bezahlt niemals Geld, bevor ihr den Kreditvertrag habt. Niemals für „Expressbearbeitung“ oder „Unterlagenversand“ vorab zahlen. Das sind fast immer Betrüger.
Die großen Plattformen wie auxmoney, smava oder spezialisierte Firmenkredite wie von iwoca oder teylor schauen zwar in die Schufa, bewerten sie aber nicht so streng wie die Deutsche Bank. Das ist der feine Unterschied. Ein kleinerer negativer Eintrag ist da oft kein K.O.-Kriterium, solange der Cashflow stimmt.

Eine echte Alternative für die „Unbankable“

Früher warst du als Selbstständiger ohne perfekte Bilanz „unbankable“ – also für Banken nicht tragbar.
Heute gibt es Alternativen. P2P-Kredite und Fintech-Lösungen haben den Markt demokratisiert.

Mein Rat an euch:

  1. Versucht es erst bei der Hausbank/KfW (wegen der Zinsen).
  2. Wenn das zu lange dauert oder abgelehnt wird: Geht zu den Vergleichsportalen oder direkt zu Marktplätzen.
  3. Rechnet genau: Kann ich die höhere Rate stemmen?
  4. Nutzt die Mittel smart, um Umsatz zu generieren, und zahlt den teuren Kredit so schnell wie möglich zurück (achtet auf die Möglichkeit von Sondertilgungen!).

Das Internet hat uns Selbstständigen hier echt Türen geöffnet, die früher fest verschlossen waren. Nutzt das.