Staatsknete für mein Gym? Der Kampf um den KfW-Gründerkredit bei der Commerzbank (und warum sich der Papierkrieg lohnt)
Jeder, der sich in Deutschland selbstständig macht, hört früher oder später diesen einen magischen Satz: „Nimm doch Geld von der KfW, das ist fast geschenkt!“
Ich dachte mir das auch. Ich bin gelernter Physiotherapeut und wollte endlich raus aus dem Angestelltenverhältnis. Mein Plan: Ein eigenes kleines Studio, Fokus auf „Medical Fitness“.
Der Haken: Gute Fitnessgeräte kosten ein Vermögen. Eine Beinpresse, die nicht wackelt? 4.000 Euro. Ein Laufband für die Analyse? 8.000 Euro. Dazu Kaution für den Laden, Umbau, Theke… Ich brauchte 45.000 Euro.
Mein Erspartes lag bei 5.000 Euro.
Also ab ins Internet zur KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Dort gibt es das legendäre „ERP-Gründerkredit – StartGeld“.
Klingt super: Niedrige Zinsen und der Staat bürgt für mich.
Ich wollte den Antrag online ausfüllen. Ging nicht.
Dort stand fett gedruckt: „Bitte wenden Sie sich an Ihre Hausbank.“
Tja, und da stand ich nun mit meinem schicken N26-Konto. Die machen sowas nämlich nicht. Ich brauchte eine echte Filialbank. Ich habe mich für die Commerzbank entschieden, weil die mit einem speziellen Gründer-Angebot geworben haben und angeblich Ahnung von Fördermitteln haben.
Das „Hausbank-Prinzip“: Warum Banken KfW hassen (und lieben)
Bevor ich zum Termin bin, müsst ihr verstehen, wie das läuft:
Die KfW gibt euch das Geld nicht direkt. Die KfW gibt das Geld der Commerzbank, und die Commerzbank gibt es euch.
Das Problem: Wenn ihr pleite geht, hat die Bank den Stress.
Warum machen die es trotzdem? Beim „StartGeld“ übernimmt die KfW 80 % des Risikos (Haftungsfreistellung). Das heißt, wenn mein Studio floppt, verliert die Commerzbank nur 20 % der Summe. Das ist das Argument, mit dem ihr die Bankberater kriegt!
Die Vorbereitung: Ohne Businessplan bist du raus
Anders als bei Auxmoney oder iwoca (über die ich schon geschrieben habe), könnt ihr hier nicht einfach mit dem Perso winken.
Der Berater bei der Commerzbank, ein Herr im grauen Anzug, war nett, aber sehr korrekt.
Er wollte sehen:
- Businessplan: Was ist meine Idee? Wer ist die Zielgruppe? (Privatpatienten, Sportler).
- Rentabilitätsvorschau: Eine Excel-Tabelle über 3 Jahre. Wie viel nehme ich ein? Was kostet der Strom? Was kostet die Versicherung?
- Lebenslauf: Bin ich überhaupt qualifiziert?
Ich habe zwei Wochen an den Unterlagen gesessen. Das nervt, ja. Aber ganz ehrlich? Es hat mir geholfen, meine eigene Idee besser zu verstehen. Wenn ihr das nicht aufschreiben könnt, leiht euch keiner Geld.
Das Gespräch in der Filiale
Ich saß also in diesem gelben Sessel in der Filiale. Der Berater blätterte meinen Plan durch. Er stellte kritische Fragen:
„Herr Alex, hier steht ‚Marketingkosten 200 Euro im Monat‘. Wollen Sie Flyer selbst malen? Das ist zu wenig.“
Er hatte recht. Wir haben die Zahlen gemeinsam angepasst. Das fand ich fair. Er wollte den Kredit ja vermitteln, aber er musste sicherstellen, dass die Zahlen für die KfW plausibel sind.
Die Konditionen: Unschlagbar?
Nach drei Wochen (!) kam der Anruf. Die KfW hat zugestimmt.
Die Konditionen waren der Hammer, verglichen mit einem normalen Ratenkredit:
- Zinssatz: Deutlich unter dem Marktniveau (die aktuellen Sätze ändern sich täglich, checkt die KfW-Seite, aber sie sind oft 2-3 % günstiger als Hausbank-Kredite).
- Laufzeit: 10 Jahre.
- Der Joker: 1 tilgungsfreies Jahr.
Das ist der eigentliche Gewinn. Im ersten Jahr zahle ich nur die Zinsen, aber keine Tilgung.
Bei 45.000 Euro zahle ich im ersten Jahr also monatlich nur einen winzigen Betrag (ca. 150-200 € Zinsen). Das gibt mir Luft, um Kunden aufzubauen, bevor die richtige Rate von ca. 500 € losgeht.
Nachteile & Wartezeit
So toll das klingt, es gibt Schattenseiten:
- Dauer: Vom ersten Termin bis das Geld auf dem Konto war, vergingen 6 Wochen. Wenn ihr „morgen“ eröffnen müsst, vergesst es.
- Zweckbindung: Ich darf das Geld nur für das investieren, was im Plan stand. Ich kann nicht plötzlich davon in den Urlaub fliegen (sollte man eh nicht).
- Bürokratie: Ihr müsst nachweisen, wofür ihr das Geld ausgegeben habt (Rechnungen aufbewahren!).
Mein Fazit als Gründer
Lohnt sich der Gang zur Commerzbank für den KfW-Kredit?
Auf jeden Fall.
Wenn ihr gründet und Investitionen über 20.000 Euro habt, führt kein Weg an der KfW vorbei. Die Zinsersparnis über 10 Jahre ist riesig und das tilgungsfreie Startjahr rettet euch den Hintern, wenn der Start schleppend läuft.
Man muss aber der Typ dafür sein. Wer Papierkram hasst und Angst vor Excel hat, wird hier scheitern oder braucht einen teuren Berater.
Die Commerzbank war in meinem Fall ein guter Partner – etwas „old school“, aber sie wussten, wie man den Antrag bei der KfW durchboxt.
Habt ihr euch schon mal an einen Förderkredit gewagt oder habt ihr vor lauter Formularen aufgegeben?