KfW Kredit für Selbstständige: Wie ihr an das billige Staatsgeld kommt

Veröffentlicht am 15. Dezember 2025

Wir haben in den letzten Artikeln viel über schnelle Lösungen gesprochen – Fintechs, P2P-Kredite und so weiter. Die sind super, wenn es brennt. Aber sind wir mal ehrlich: Die Zinsen dort tun manchmal schon weh. 8, 9 oder 10 Prozent? Das muss man erst mal wieder erwirtschaften.
Deshalb gucken wir uns heute den „Heiligen Gral“ der Finanzierung an: Förderkredite von der KfW.
Da winken Zinsen, die oft deutlich unter dem Marktniveau liegen. Aber warum nutzt das kaum einer von uns „Kleinen“? Weil die meisten schon an der Tür scheitern oder gar nicht wissen, wie das Spiel läuft.

Ich habe mich für eine größere Anschaffung (Büroausbau) mal durch diesen Dschungel gekämpft und verrate euch heute, wie ihr den „Amtsschimmel“ zähmt und die Bank dazu bringt, euch das Staatsgeld zu geben.

Das größte Missverständnis: „Ich geh mal zur KfW“

Gleich vorweg, damit ihr euch den Weg spart: Ihr könnt nicht zur KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) nach Frankfurt laufen und dort einen Antrag stellen. Das geht nicht. Die haben keine Filialen für uns.
Es gilt das sogenannte Hausbank-Prinzip.
Das heißt: Ihr müsst zu eurer normalen Bank (Sparkasse, Volksbank, Commerzbank, etc.) gehen und dort sagen: „Ich möchte gerne den KfW-Kredit XYZ beantragen“.
Und genau hier liegt der Hund begraben.
Viele Bankberater haben nämlich gar keinen Bock auf KfW-Kredite. Warum? Weil es für sie viel Arbeit bedeutet, sie daran aber kaum was verdienen. Viel lieber verkaufen sie euch ihren eigenen „Hauskredit“ mit höheren Zinsen.
Mir hat mein Berater damals auch gesagt: „Ach Herr Müller, das mit der KfW dauert ewig, lassen Sie uns das doch lieber intern machen, das haben Sie morgen auf dem Konto.“
Fallt darauf nicht rein! Wenn ihr Zeit habt, besteht auf die Prüfung der Fördermittel. Es ist euer Geld (bzw. eure Zinsersparnis).

Das Zauberwort: Haftungsfreistellung

Warum sollte die Bank euch einen KfW-Kredit geben, wenn sie daran nix verdient?
Ganz einfach: Wegen der Haftungsfreistellung.
Das ist der Joker für uns Selbstständige. Wenn ihr zum Beispiel den „KfW Unternehmerkredit“ beantragt, übernimmt die KfW (also der Staat) oft 50% oder sogar 80% des Risikos.
Heißt auf Deutsch: Wenn euer Business pleite geht und ihr den Kredit nicht zurückzahlen könnt, bleibt die Hausbank nicht auf den ganzen Schulden sitzen. Der Staat übernimmt den Großteil.
Das ist das Argument, mit dem ihr euren Bankberater kriegt!
Sagt ihm: „Ich weiß, meine Sicherheiten sind etwas knapp, aber durch die Haftungsfreistellung der KfW ist Ihr Risiko doch minimiert.“
Ihr werdet sehen, wie seine Augen leuchten. Plötzlich werden Kredite möglich, die vorher abgelehnt wurden.

Welcher Topf ist der richtige für dich?

Es gibt tausende Programme, aber für uns Selbstständige und Freiberufler sind eigentlich nur zwei wirklich wichtig:

  1. ERP-Gründerkredit – StartGeld (Nr. 067):Das ist der Klassiker für alle, die noch nicht lange am Markt sind (bis zu 5 Jahre nach Gründung).
    • Bis zu 125.000 Euro.
    • Ihr braucht kein Eigenkapital.
    • 80% Haftungsfreistellung für die Bank.Das ist das Ding, das ich damals für meinen Start genutzt habe.
  2. KfW-Unternehmerkredit (Nr. 037/047):Für die „Alten Hasen“ (länger als 5 Jahre am Markt).Hier gibt es oft noch günstigere Zinsen, aber die Anforderungen sind etwas strenger.

Mein „Hack“ für das Bankgespräch

Da die Bankberater wie gesagt oft faul sind (sorry, ist aber so), müsst ihr deren Arbeit machen.
Die KfW hat auf ihrer Website einen „Förderassistenten“. Das ist ein Online-Tool. Da könnt ihr euren Antrag schon fast fertig ausfüllen.
Ich habe das damals so gemacht:
Ich bin mit dem fertig ausgedruckten Vorschlag aus dem KfW-Assistenten zum Termin gegangen. Ich habe meinem Berater quasi das fertige Papier auf den Tisch gelegt und gesagt: „Hier sind alle Daten, Sie müssen das nur noch durchleiten.“

Das nimmt dem Berater den Wind aus den Segeln, wenn er behaupten will, das wäre „zu viel Aufwand“.
Außerdem zeigt es, dass ihr Profis seid. Und Banken lieben Profis.

Achtung: Nicht zu früh bestellen!

Ein Fehler, der euch die komplette Förderung kosten kann: Das Vorhabensbeginn-Verbot.
Ihr dürft das Projekt (z.B. die Maschine kaufen oder den Handwerker beauftragen) nicht starten, bevor ihr den Antrag gestellt habt!
Erst zum Bankgespräch, Antrag stellen, und wenn ihr das „Go“ habt (manchmal reicht auch schon die Bestätigung des Antragseingangs, fragt da genau nach!), dann erst dürft ihr Verträge unterschreiben.
Wer schon vorher kauft, kriegt nix mehr. Habe ich bei einem Kollegen erlebt – bitteres Lehrgeld.

Bürokratie, die sich lohnt

Ja, ein KfW-Antrag ist nerviger als ein Klick bei Smava oder Auxmoney. Es dauert länger (rechnet mal mit 4 bis 6 Wochen bis zur Auszahlung).
Aber wenn ihr dadurch über 5 Jahre Laufzeit mal eben 2.000 oder 3.000 Euro Zinsen spart, ist das ein verdammt guter Stundenlohn für ein bisschen Papierkram, oder?
Lasst euch von der Hausbank nicht abwimmeln. Die KfW ist für uns da, um die Wirtschaft anzukurbeln. Nutzt das!
Viel Erfolg beim „Banker-Überzeugen“!