Kredit für Handwerker: Meine ehrlichen Erfahrungen mit der Commerzbank
Es gibt Berufe, bei denen ich innerlich immer leicht nicken muss, wenn das Wort „Kredit“ fällt. Handwerker gehören definitiv dazu. Egal ob Elektriker, Sanitär- und Heizungsbauer, Maler, Tischler oder Dachdecker – ohne Investitionen läuft hier gar nichts. Fahrzeuge, Maschinen, Werkzeuge, Mitarbeiter, Material. Und trotzdem höre ich von Handwerkern extrem oft: „Die Bank macht Stress.“
Ich bin Alex, seit Jahren selbstständig, Finanz-Blogger und ziemlich tief drin im Kredit-Alltag von Unternehmern. Und ich sag gleich vorweg:
Die Commerzbank ist kein hipper Fintech-Liebling, kein „Klick-und-Geld“-Anbieter. Aber sie ist für Handwerker oft stabiler, als viele denken
Warum Handwerker bei Krediten eigentlich gute Karten haben – theoretisch
Wenn man rein logisch denkt, müssten Handwerker Lieblinge der Banken sein:
- reale Arbeit
- echte Nachfrage
- greifbare Leistungen
- oft volle Auftragsbücher
- Fachkräftemangel ? Zukunftssicherheit
Und trotzdem läuft es in der Praxis oft holprig.
Das Hauptproblem: Wachstum frisst Liquidität
Viele Handwerksbetriebe scheitern nicht, weil sie zu wenig Aufträge haben, sondern weil sie zu schnell wachsen:
- Material muss vorfinanziert werden
- Kunden zahlen spät
- Mitarbeiter wollen pünktlich Geld
- Fahrzeuge und Maschinen kosten sofort
Auf dem Konto sieht das dann kurzfristig mies aus – obwohl der Betrieb eigentlich gesund ist.
Zweites Problem: Zahlen sind oft… naja… handwerklich
Ich sage das mit Respekt, wirklich.
Aber viele Handwerker sind top im Job – und eher mäßig in Buchhaltung.
- private und betriebliche Ausgaben vermischt
- BWA kommt spät
- Rücklagen fehlen
- Steuerzahlungen überraschen jedes Jahr aufs Neue
Und Banken, gerade klassische Banken, reagieren auf sowas allergisch.
Warum viele Handwerker bei der Commerzbank landen
Die Commerzbank ist keine Nischenbank für Kreative oder Startups. Sie ist eine klassische Mittelstandsbank. Und genau das ist für Handwerker oft ein Vorteil.
Was ich immer wieder sehe:
- Viele Betriebe sind schon privat bei der Commerzbank
- Der Firmenkontakt entsteht oft automatisch
- Es gibt regionale Firmenkundenberater
- Handwerk ist für die Bank kein Exot, sondern Alltag
Das heißt nicht, dass alles leicht ist. Aber:
Du musst deinen Beruf nicht erklären.
Welche Kreditarten die Commerzbank für Handwerker typischerweise anbietet
Aus meiner Erfahrung tauchen im Handwerk vor allem diese Finanzierungen auf:
1. Investitionskredit
Klassiker für:
- Maschinen
- Fahrzeuge
- größere Werkzeuge
- Werkstattausstattung
Laufzeit meist 3–7 Jahre, teilweise länger.
Zinsen solide, nicht spektakulär, aber planbar.
2. Betriebsmittelkredit / Kontokorrent
Extrem wichtig im Handwerk.
Damit überbrückst du:
- Materialeinkauf
- Lohnzahlungen
- verspätete Kundenzahlungen
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Die Commerzbank schaut sehr genau hin – gibt aber bei guten Zahlen oft vernünftige Linien frei.
3. Leasing & Mietkauf (über Partner)
Gerade bei Fahrzeugen oder großen Maschinen beliebt.
Nicht alles läuft direkt über die Bank, vieles über Partner – aber aus Handwerkersicht zählt das Ergebnis.
Meine Erfahrungen mit Handwerkern bei der Commerzbank – ungeschönt
Ich fasse dir zusammen, was ich in den letzten Jahren immer wieder gehört und gesehen habe.
Erfahrung 1: Der Elektriker mit vollen Auftragsbüchern – und leerem Konto
Ein Elektrobetrieb mit 6 Mitarbeitern, Aufträge bis Ende des Jahres voll.
Problem: Materialpreise explodiert, Kunden zahlen spät.
Die Commerzbank hat:
- die BWA kritisch geprüft
- Rückfragen gestellt
- aber am Ende einen Betriebsmittelkredit eingeräumt
Nicht sofort, nicht blind – aber nachvollziehbar.
Der Inhaber sagte später:
„Es war nervig, aber fair. Andere Banken haben direkt abgewunken.“
Erfahrung 2: Der Malerbetrieb, der an der Ordnung gescheitert ist
Gleiche Bank, anderer Fall.
- Privatkonto = Geschäftskonto
- keine klare Kostenstruktur
- Steuerrückstände
- Zahlen unaufgeräumt
Ergebnis: Ablehnung.
Nicht, weil das Geschäft schlecht war – sondern weil die Bank kein Vertrauen in die Steuerung hatte. Das ist hart, aber typisch.
Erfahrung 3: Der Sanitärbetrieb, der wachsen wollte
Ein SHK-Betrieb wollte:
- neuen Transporter
- zusätzliches Lager
- einen Azubi mehr
Die Commerzbank finanzierte, allerdings nur, nachdem:
- Eigenkapital eingebracht wurde
- private Ausgaben klar getrennt waren
- eine saubere Planung vorlag
Kein Schnellschuss, sondern solides Wachstum.
Vorteile und Nachteile der Commerzbank für Handwerker
Vorteile:
- Verständnis für Handwerk & Mittelstand
- Persönliche Ansprechpartner (kein reiner Algorithmus)
- Langfristige Finanzierungen möglich
- Kombination aus Betriebsmittel + Investition
- Stabilität auch in Krisenzeiten
Nachteile:
- Langsam im Vergleich zu Fintechs
- Hoher Anspruch an Ordnung & Zahlen
- Nicht sehr flexibel bei chaotischen Strukturen
- Kein Geld „auf Knopfdruck“
- Ablehnung fühlt sich oft endgültig an
Für welche Handwerker passt die Commerzbank – und für wen nicht?
Sehr gut geeignet, wenn…
- dein Betrieb seit Jahren läuft
- du sauber buchst
- du wachsen willst
- du Maschinen oder Fahrzeuge finanzierst
- du eine langfristige Bankbeziehung suchst
Eher ungeeignet, wenn…
- du erst kurz selbstständig bist
- deine Zahlen unordentlich sind
- du schnelle, kleine Beträge brauchst
- du ständig Liquiditätsprobleme hast
- du keinen Überblick über Kosten hast
Die Commerzbank ist kein Rettungsanker – sie ist ein Fundament.
Für Handwerker ist die Commerzbank altmodisch – und genau deshalb oft richtig
Ich bringe es auf den Punkt:
Die Commerzbank ist nicht sexy, nicht schnell, nicht digital-first.
Aber sie ist berechenbar, solide und handwerksnah.
Für viele Handwerksbetriebe ist das genau das, was sie brauchen:
- Planungssicherheit
- klare Strukturen
- langfristige Finanzierung
- einen Ansprechpartner, der nicht nach 3 Monaten verschwindet
Wenn du als Handwerker Ordnung in deinen Zahlen hast und wachsen willst, ist die Commerzbank oft eine bessere Wahl als manch „schneller Kredit“.
Wenn du Chaos auf dem Konto hast und sofort Geld brauchst – dann eher nicht.