Wenn Du als Unternehmer oder Freiberufler planst, Deine Waren oder Dienstleistungen ins europäische Ausland oder darüber hinaus zu exportieren, öffnen sich ganz neue Türen in Sachen Finanzierung.
Ich habe mit Markus gesprochen. Markus betreibt ein mittelständisches Unternehmen, das hochspezialisierte Steuerungstechnik herstellt. Er hatte einen Großauftrag aus Polen und einen aus Spanien an Land gezogen. Er brauchte 200.000 Euro zusätzliche Betriebsmittel, um Material vorzufinanzieren und das Exportgeschäft abzusichern.
Die Hausbank war nervös. Auslandsgeschäfte sind für sie risikoreicher als Inlandsgeschäfte, weil die Bonität des ausländischen Kunden schwerer zu prüfen ist und Wechselkursrisiken bestehen.
Die Europäische Investitionsbank (EIB): Der Große Hebel
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Bank der Europäischen Union. Ihre Aufgabe ist es, die Entwicklung in der EU zu fördern. Sie vergibt zwar keine Kredite direkt an kleine oder mittelständische Unternehmen (KMU), aber sie spielt eine entscheidende Rolle.
Die EIB schließt Rahmenverträge mit nationalen Banken (wie z.B. der KfW in Deutschland oder großen Geschäftsbanken) ab. Über diese Banken stellt sie dann Gelder zur Verfügung, die zu besonders günstigen Konditionen weitergegeben werden können.
Markus konnte über seine Hausbank einen EIB-geförderten Kredit erhalten, der speziell für Innovation und Wachstum im europäischen Binnenmarkt gedacht ist.
- Der Vorteil: Die Zinsen waren noch einmal deutlich niedriger als bei einem reinen Bankkredit. Und was wichtig ist: Die Bank wird durch die Absicherung durch die EIB (oder durch spezielle Garantien des Europäischen Investitionsfonds (EIF), der zur EIB-Gruppe gehört) überhaupt erst bereit, das Exportrisiko mitzutragen.
Du musst also wissen: Frage bei Deiner Bank gezielt nach, ob Dein Kreditvorhaben im Rahmen eines EIB-Programms gefördert werden kann!
Exportfinanzierung: Die Absicherung ist das A und O
Ein großes Problem beim Export ist das Ausfallrisiko (Wenn der Kunde im Ausland nicht zahlt). Hier spielen spezielle Absicherungen eine viel größere Rolle als die reine Kreditvergabe.
Markus musste für seine 200.000 Euro Warenlieferung eine Exportkreditgarantie abschließen. In Deutschland ist dafür die Euler Hermes (im Auftrag des Bundes) zuständig. Man spricht von der Hermes-Bürgschaft.
- Wie das funktioniert: Der Bund sichert die Forderung von Markus gegen den ausländischen Kunden ab. Sollte der polnische oder spanische Kunde Zahlungsausfall erleiden, bekommt Markus sein Geld vom Bund.
- Der Clou: Mit dieser staatlichen Garantie in der Hand war die Hausbank von Markus sofort bereit, den Betriebsmittelkredit zu gewähren, da das Risiko des Zahlungsausfalls damit quasi eliminiert war. Er hatte so die Sicherheit die er brauchte, da ist die Bank gleich viel freundlicher.
Die Kosten für die Hermes-Bürgschaft sind überschaubar und sind eine essenzielle Versicherung für jeden international tätigen Unternehmer.
EU-Nischenförderung: Spezielle Programme für Freiberufler
Auch wenn Du kein großer Exporteur bist, gibt es in der EU Nischenförderungen! Gerade Programme wie COSME (Competitiveness of Enterprises and SMEs) oder Horizon Europe (für Forschung und Innovation) bieten Bördenschungs- und Innovationskredite an, die teilweise direkt oder indirekt über lokale Banken an kleine Freiberufler und innovative Start-ups weitergegeben werden.
Du musst hier oft über spezialisierte Berater gehen, aber wenn Dein Projekt einen starken Innovationscharakter hat und EU-weite Relevanz besitzt, kannst Du sehr günstiges Wachstumskapital erhalten.
Wenn Du international tätig bist, denke europäisch. Die EIB sorgt indirekt über Deine Hausbank für günstigere Zinsen. Die Hermes-Bürgschaft schützt Dich vor Zahlungsausfällen im Ausland und ist der beste Weg, um Deine Hausbank ins Boot zu holen. Informiere Dich gezielt über die EU-Förderdatenbanken, da sich die Programme ständig ändern und es oft Töpfe gibt, die gerade für Deinen Sektor offen sind, das wissen viele nicht.