Wenn man wie ich selbstständig ist, merkt man sehr schnell: schöne Ideen und kreative Projekte sind das eine – die Finanzierung im Hintergrund das andere. Ich habe in meinem beruflichen Umfeld einige Architekten, und viele von ihnen standen schon öfter vor der Frage: Wie sichere ich die Liquidität für neue Projekte, wie halte ich das Büro am Laufen, bis die Honorare eingehen? Genau darum soll es in diesem Beitrag gehen – um Kredite und Finanzierungsmöglichkeiten speziell für Architekten und Planungsbüros.
Warum Architekten so oft Kreditbedarf haben
Architekten haben eine ganz besondere Situation: sie planen, entwickeln, betreuen Bauprojekte, aber die Zahlungen fließen meist erst sehr spät. Teilrechnungen sind zwar üblich, aber oft reicht das nicht, um die laufenden Kosten zu decken – Mitarbeitergehälter, Software-Lizenzen, Büroräume, Versicherungen. Und gerade, wenn man als Architekt mehrere Monate in Vorleistung geht, kann ein Liquiditätsengpass schnell zum Problem werden.
Viele meiner Bekannten aus der Branche sagten mir: „Die Banken verstehen unser Geschäftsmodell oft nicht richtig.“ Und genau das stimmt – klassische Kreditabteilungen sehen lieber monatlich gleichmäßige Einnahmen wie bei einem Angestellten, statt projektbasierte Honorare.
Welche Kreditarten für Architekten interessant sind
Aus meiner Erfahrung und den Gesprächen mit Architekten lassen sich drei Kreditarten hervorheben, die besonders hilfreich sein können:
Betriebsmittelkredite
Diese sind fast schon Standard. Ein Betriebsmittelkredit verschafft Luft für laufende Ausgaben, wenn Rechnungen noch nicht bezahlt sind. Ich habe gehört, dass viele Architekturbüros hier gute Erfahrungen mit Hausbanken gemacht haben – allerdings braucht es oft eine sehr gute Bonität und transparente Unterlagen.
Kontokorrentkredit
Das ist quasi der Dispo für Geschäftskonten. Gerade Architekten mit projektbezogenen Schwankungen nutzen das gerne. Allerdings sind die Zinsen höher, deshalb ist es eher eine kurzfristige Lösung.
Investitionskredit
Wenn ein Architekturbüro wachsen möchte, etwa durch die Anschaffung neuer CAD-Software oder die Erweiterung der Bürofläche, ist ein Investitionskredit die richtige Wahl. Hier spielt die langfristige Planung eine Rolle – und genau da habe ich öfter von positiven Erfahrungen mit spezialisierten Banken gelesen.
Meine Einschätzung: Welche Banken sind interessant?
Wenn ich nach Erfahrungswerten gehe, dann stechen für Architekten zwei Gruppen von Banken hervor:
- Spezialbanken für Freiberufler – zum Beispiel die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank), die zwar primär Heilberufe finanziert, aber in bestimmten Fällen auch für Architekten offen ist. Diese Banken haben oft mehr Verständnis für die unregelmäßigen Einnahmen.
- Hausbanken mit Branchenkenntnis – Regionalbanken oder Sparkassen kennen manchmal die Bauwirtschaft und verstehen die Zahlungsflüsse von Architekten. Ich habe Berichte gehört, dass gerade Sparkassen flexibler sind, wenn es um Bauprojekte geht.
Eine befreundete Architektin hat mir erzählt, dass sie über ihre Sparkasse einen Betriebsmittelkredit bekam, der flexibel zurückgezahlt werden konnte, sobald die Bauherren ihre Rechnungen beglichen hatten. Ohne diesen Kredit hätte sie in einer Phase fast ihre Mitarbeiter nicht bezahlen können.
Worauf Architekten achten sollten
Das Wichtigste aus meiner Sicht: Architekten brauchen eine klare Kalkulation. Banken lieben Sicherheit, und da hilft es, wenn man Zahlungspläne der Bauherren, Verträge und Prognosen vorlegen kann. Außerdem macht es Sinn, nicht nur auf die Zinsen zu schauen, sondern auch auf Flexibilität – also ob Sondertilgungen möglich sind, wenn mal schneller Geld reinkommt.
Ein weiterer Punkt, den viele übersehen: Architekten sollten ihre privaten Finanzen klar trennen von den geschäftlichen. Sonst wird es für Banken schnell unübersichtlich.
Was meine ich?
Architekten haben es oft schwerer bei der Kreditaufnahme als klassische Angestellte, aber es gibt definitiv Wege, passende Finanzierung zu finden. Wichtig ist, dass man sich nicht entmutigen lässt und mehrere Angebote vergleicht. Ich habe selbst schon erlebt, dass eine Bank erst ablehnte, eine andere aber mit fast identischen Unterlagen sofort ein Angebot machte.
Wenn ich Architekt wäre, würde ich mir frühzeitig eine Bank suchen, die mein Geschäftsmodell versteht – und das Gespräch suchen, bevor die Liquidität knapp wird. So bleibt man handlungsfähig, kann seine Mitarbeiter zahlen und weiter kreativ arbeiten, ohne sich ständig Sorgen um die Finanzen machen zu müssen.