Warum Banken Selbstständige noch immer als Risiko sehen – und warum das endlich aufhören muss

Manchmal frage ich mich, in welchem Jahrhundert manche Banken eigentlich stecken geblieben sind. Wir leben in einer Zeit, in der Menschen mit einem Laptop und einer Idee ganze Märkte verändern – und trotzdem werden viele Selbstständige noch behandelt, als wären sie ein Unsicherheitsfaktor mit zwei Beinen.
Ich habe es selbst erlebt. Ein Jahr mit starkem Umsatzwachstum, solide Auftragslage, zufriedene Kunden – und trotzdem bekam ich zu hören: „Sie wissen ja, Herr Bosse, Selbstständige sind für uns immer etwas schwierig.“
Schwierig. Dieses Wort hat sich eingebrannt.


Das alte Denken der Banken

In der Bankenwelt zählt vor allem eines: Berechenbarkeit. Feste Gehälter, langfristige Verträge, stabile Zahlen. Alles, was davon abweicht, wird als Risiko betrachtet.
Das Problem dabei: Selbstständigkeit ist das Gegenteil von Berechenbarkeit – aber genau das ist ihre Stärke.
Wir reagieren flexibel, wir schaffen Werte, wir denken neu. Doch im Kreditgespräch zählt das kaum. Da entscheidet noch immer der Steuerbescheid des letzten Jahres, nicht die Dynamik des aktuellen.


Eine Realität, die sich längst verändert hat

Die Welt der Arbeit hat sich verschoben. Freelancer, kleine Agenturen, digitale Nomaden – sie alle tragen heute maßgeblich zur Wirtschaft bei. Viele von ihnen verdienen regelmäßig mehr als klassische Angestellte.
Und trotzdem gelten sie als „Risikogruppe“.
Die Wahrheit ist: Selbstständige sind heute stabiler, digitaler und transparenter als je zuvor. Unsere Umsätze lassen sich live über Kontobewegungen, Rechnungsportale oder Buchhaltungssoftware nachvollziehen.
Doch viele Banken schauen immer noch lieber auf veraltete Bilanzen und Papierformulare.


Warum sich das langsam ändert

Zum Glück bewegt sich was. Immer mehr FinTechs und spezialisierte Onlinebanken haben erkannt, dass Selbstständige keine Risikogruppe, sondern Wachstumsgruppe sind.
Sie bieten Kredite, die sich an Umsatzströmen orientieren, statt an Gehaltsabrechnungen.
Sie prüfen Echtzeitdaten statt verstaubter Aktenordner.
Und sie verstehen, dass ein unregelmäßiges Einkommen nicht gleichbedeutend mit Unsicherheit ist – sondern oft mit Freiheit und Unternehmergeist.


Vielleicht ist es Zeit, dass sich die Denkmuster der Banken an die Realität der neuen Arbeitswelt anpassen. Selbstständigkeit ist kein Risiko – sie ist die Basis einer modernen Wirtschaft.
Wir sind keine Ausnahme, wir sind der Trend.

Und vielleicht, nur vielleicht, kommt irgendwann der Tag, an dem ein Bankberater nicht mehr fragt:
„Haben Sie ein festes Gehalt?“
sondern:
„Wie flexibel ist Ihr Geschäftsmodell?“

 

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