Hey, hier ist wieder Alex. Und heute spreche ich über ein Thema, das bei vielen Selbstständigen ziemlich ungemütlich wird – nämlich dann, wenn’s um Kredit ohne dickes Finanzpolster geht.
Denn machen wir uns nichts vor: In der Theorie sollte jeder Selbstständige drei bis sechs Monatsausgaben als Rücklage haben. In der Praxis? Sind wir froh, wenn’s am Monatsende nicht gerade wieder auf Null runtergeht. Willkommen im echten Leben.
Aber kann man auch ohne nennenswerte Rücklagen einen Kredit bekommen? Die Antwort ist: Ja, aber du musst ein bisschen tricksen – und ehrlich sein.
Rücklagen sind nicht alles – der Blick aufs Jetzt zählt
Viele Kreditgeber wollen Rücklagen sehen, klar. Es signalisiert Stabilität. Heißt aber nicht, dass du ohne Sparkonto automatisch raus bist. Ich selbst war vor ein paar Jahren in einer Phase, wo ich gut verdient habe – aber alles wieder reinvestiert habe. Rücklagen? Pustekuchen.
Was mir geholfen hat: Ich hab meine aktuelle Umsatzlage und Auftragssituation ins Zentrum gerückt. Wenn du zeigen kannst, dass jetzt Geld reinkommt und in den nächsten Monaten weitere Einnahmen gesichert sind, kann das Rücklagen-Thema in den Hintergrund treten.
Zum Beispiel: Laufende Verträge, Retainer-Kunden, langfristige Projekte. Oder wenigstens ein paar klare Zusagen für kommende Aufträge.
Banken mögen keine leeren Konten – aber andere Anbieter sind entspannter
Wenn du zur klassischen Hausbank gehst und dein Konto ist seit Monaten im Minus oder schwankt wie die Laune eines pubertierenden Teenagers – schwierig. Aber Online-Plattformen wie iwoca, fundingcircle oder auxmoney schauen oft eher auf das Gesamtbild deines Geschäfts.
Ich habe gute Erfahrungen gemacht, wenn ich dort die Kontoanalyse freigegeben habe. Klar, es war ersichtlich, dass ich keine dicken Rücklagen hatte – aber: Einnahmen kamen regelmäßig rein, ich hab pünktlich gezahlt, und ich konnte meinen Cashflow nachvollziehbar darstellen.
Manche Anbieter bieten auch kurzfristige Betriebsmittelkredite an, die speziell dafür gedacht sind, die Lücke zu füllen, bis die nächste Rechnung bezahlt ist.
Was du vor einem Kreditantrag tun kannst
Ganz ehrlich? Wenn du weißt, dass dein Kontostand mager ist – räum vorher ein bisschen auf. Nein, du musst nichts faken oder tricksen. Aber du kannst:
- Private und geschäftliche Konten strikt trennen
- Daueraufträge und Rücklastschriften bereinigen
- Eine kleine Reserve aufbauen (auch 1.000–2.000?€ machen Eindruck)
- Zahlungseingänge strukturieren, sodass monatlich was sichtbar ist
Ich hab mir zum Beispiel selbst ein „Gehalt“ eingerichtet – monatlich 2.200 Euro vom Geschäftskonto aufs Privatkonto. Das wirkte viel stabiler, als ständig mal 500 hier, 300 da, und dann wieder 1.800 auf einmal.
Transparenz schlägt Perfektion
Kreditgeber wissen, dass Selbstständigkeit nicht linear ist. Wenn du aber zeigen kannst: „Ich habe zwar keine Rücklagen, aber ich kenne meine Zahlen, ich plane realistisch, ich investiere in mein Geschäft“ – dann punktest du.
Ich habe schon Kredite bekommen, obwohl mein Sparkonto fast leer war – einfach weil ich erklären konnte, wo das Geld gerade steckt. Marketing, Tools, Fortbildungen, neue Website. Wer nachvollziehbar investiert, wirkt nicht pleite – sondern unternehmerisch.
Auch ohne Rücklagen bist du nicht chancenlos
Natürlich wäre es besser, wenn du 10.000 Euro Rücklage auf dem Konto hättest. Aber wenn’s gerade nicht so ist – kein Grund zu verzweifeln. Zeig, dass du dein Business im Griff hast. Hol dir die Unterlagen, die dich gut aussehen lassen. Und such dir Kreditgeber, die mit Selbstständigen können – nicht nur mit Angestellten.
Ich wünsch dir auf jeden Fall Mut, Klarheit – und eine gute Entscheidung, falls du gerade über einen Kredit nachdenkst.